In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre reiste der Ethnologe und Soziologe Claude Lévi-Strauss durch Brasilien, um die Lebensbedingungen, Kultur und gesellschaftlichen Strukturen von dort lebenden Indianerstämmen zu analysieren. Die Kultur der indigenen Bevölkerung sah Lévi-Strauss bedroht durch diejenigen Entwicklungen, die mit großen Infrastrukturprojekten und der Urbanisierung Brasiliens Einzug gehalten hatten. Sein Reisebericht, unter dem Obertitel „Traurige Tropen“ veröffentlicht, sollte ein Standardwerk für Wissenschaftler werden, die sich mit denjenigen Kontrasten auseinandersetzen wollten, die entstehen, wenn verschiedene Kulturen durch Migration, Kolonisation und Landnahme aufeinander treffen.
Doch war das Leben auf den Plantagen der Tropen „traurig“? Welche ökonomischen, sozialen und literarischen Kulturen stießen hier überhaupt aufeinander oder entstanden erst? Welche Narrative bestimmten das damalige und unserer heutiges Bild von der Plantage als Produktionsstätte und Sozialraum und lässt sich dieses tatsächlich in den Quellen wiederfinden? Diese Fragen möchte das Seminar anhand der Lektüre ausgewählter Literatur und mittels der Interpretation von Quellen beantworten.
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