Zunächst mag eine Antwort auf diese Frage banal erscheinen – Wissenschaftsgeschichte ist die Geschichte von Curie, Darwin, Heisenberg und Co., möglicherweise jene von Akademien und Universitäten oder diejenige wissenschaftlicher Revolutionen im Sinne Thomas Kuhns. Wie nicht zuletzt das Schlagwort der „Wissensgesellschaft“ andeutet, könnte einem historischen Verständnis von Wissen und Wissenschaften aber auch eine größere Relevanz zukommen. Was kann beispielsweise eine Geschichte der wissenschaftlichen Objektivität - mithin von Stilen und Praktiken des Beobachtens, Experimentierens oder Modellierens - zum Verständnis moderner Gesellschaften bei? Was lässt sich aus der Geschichtlichkeit von Wissen über kulturelle Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert lernen, was zum Problem der Rationalität? Dieses Seminar wird Grundpositionen, Quellengattungen und Methoden der Wissenschaftsgeschichte (u.a. zum Experiment/Labor, zu Stilen, Idealen und Orten von Wissenschaften und Technik) einführend diskutieren; ferner sollen die Beziehungen des Faches zu Kultur- und Sozialwissenschaften (B. Latour, S. Shapin) sowie zur Epistemologie und Philosophie (G. Canguilhem, I. Hacking, H.-J. Rheinberger) untersucht werden. Die Veranstaltung dient als Einführung in die Wissenschaftsgeschichte ebenso wie als Standortbestimmung derselben innerhalb der Geschichtswissenschaften.
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