Kommentar |
„Jestem kim jestem“ (Wisława Szymborska) – „I am what I am“ (Gloria Gaynor) – „Ich bin, der ich bin” (Bibel, 2. Mose 3, 14). Ein Satz in drei Sprachen, der in seinen jeweiligen Kontexten doch gänzlich verschiedene Bedeutungen trägt. Das „Ich“ begegnet dem Literaturwissenschaftler allenthalben – schon die Analyseinstrumentarien sprechen etwa von der „Ich-Erzählsituation“ (Stanzel) oder dem „lyrischen Ich“ (Susman). Dabei muss sich hinter dem unscheinbaren Personalpronomen von Text zu Text doch jeweils eine unterschiedliche Instanz verbergen. Wie konstruiert ein literarischer Text sein „Ich“? Ist das Ich in der Prosa ein anderes als das in der Lyrik? Was unterscheidet das Ich in einer Autobiographie von dem eines Romans? Ist das literarische Ich in der Romantik noch dasselbe wie das in der Postmoderne? Wir wollen uns in diesem Seminar Texten widmen, in denen ein Ich spricht. Neben der Festigung narratologischer und lyrikanalytischer Begrifflichkeiten wird der Seminarplan vor allem die intensive Auseinandersetzung mit Primärtexten seit der Romantik vorsehen. Studierende sind explizit dazu aufgefordert, eigene Textvorschläge ins Seminar einzubringen. |