Kommentar |
Von individuellen Akteuren in der Politik ist in der Politikwissenschaft viel die Rede, aber weniger von den Herausgehobenen. Zwar sind Staatspräsidenten Gegenstand vielfältiger, vor allem vergleichender Untersuchungen, aber politische Führer im weiteren Sinne und/oder politische Unternehmer fristen eher ein disziplinäres Schattendasein. In Machiavelli's "Il Principe" steht der Fürst als harter Machtpolitiker im Mittelpunkt, im Massediskurs zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Führer, der die Massen manipuliert und hypnotisiert, und in den beiden Totalitarismen des 20. Jh. stehen sie im Zentrum der Macht und der Unterdrückung. D. Sterberger spricht in diesem Kontext von einem "Dämon" als enigmatischer Figur. Heute werden abschwächte Versionen diskutiert und "leadership" weniger dramatisch als wichtiges politisches Phänomen gehandelt, dem alles dämonische fehlt. In der Policy-Analyse ist es der "politische Unternehmer", der Wandel in Gang setzt und weitreichende Reformen auf den Weg bringen kann.
Das Seminar will dieses vielschichtige und wichtige Phänomen analytisch einkreisen und die Differenzen und Gemeinsamkeiten dieses Phänomens herausarbeiten. Eine ausführliche Literaturliste und das detaillierte Programm werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben. Zur Einführung und Einstimmung empfohlen: Ritzi, Claudia/Schaal, Gary S. (2010): Politische Führung in der "Postdemokratie", in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Vol.(2), p.9 ff.; Keith Grint (1997): Leadership: Classical, contemporary, and critical. Oxford: Oxford UP; Sebaldt, Martin/Gast, Henrik (2010); Politische Führung in westlichen Regierungssystemen. Theorie und Praxis im internationalen Vergleich, Wiesbaden 2010. |