Fortsetzung vom Sommersemester 2015
Klassifikationsphänomene sind und waren aus unterschiedlicher Problemperspektive Gegenstand soziologischer Theoriebildung. Von ihren Anfängen bei Durkheim und Mauss über Bourdieu bis zu aktuellen Ansätzen in der französischen (Callon, Thévenot) und us-amerikanischen Soziologie (Fourcade, Healy) werden Klassifikationen und im Zusammenhang damit Kategorisierungen, Vergleiche und Bewertungsprozesse als zentrale kognitive Aspekte sozialer Handlungskoordination betrachtet.
Im Projektseminar wollen wir eine Verbindung zur sozialen Netzwerkforschung herstellen. Dies gründet auf zwei Annahme: Erstens, Klassifikationen sind in soziale Strukturen und soziale Organisationsformen eingebettet. Sie sind das Produkt wechselseitiger Beeinflussung durch Interaktionen (Bottero/Crossley) oder durch kognitive Verweisungszusammenhänge, sei es in Form der Auszeichnung oder Positionierung von Gütern (Callon), der Geschmacksübernahme (DiMaggio; Bottero/Crossley), oder in Form ethnischer Kategorisierung (Wimmer). Zweitens, Konventionen der Klassifikation sind sozio-kulturelle Handlungslogiken. Sie bringen Wahlmöglichkeiten hervor, prägen Präferenzen und strukturieren damit wiederum das Handeln.
Eine Netzwerkperspektive auf Klassifikation hat den Vorteil diese Verwobenheit struktureller, semantischer und moralischer Aspekte nicht nur theoretisch erhellen, sondern auch empirisch untersuchen zu können.
Die Veranstaltung wird sich in der ersten Hälfte mit allgemeinen theoretischen Arbeiten zu Klassifikation auseinandersetzen und sich dann netzwerktheoretischen Untersuchung hierzu zuwenden. In der zweiten Hälfte der Veranstaltungen werden die Studierenden ein eigenes Forschungsdesign entwickeln, das in Teil II von „Netzwerke und Klassifikation“ (WiSe 2015/16) durchgeführt werden soll. Das Themengebiet wird mit den Studierenden festgelegt. |