Kommentar |
Das Seminar will einen Einblick in Grundlagen der Musikedition geben und einen Eindruck von der vielfältigen Arbeit eines Editors vermitteln, die von der Beschreibung und Bewertung der Quellen über die Erstellung des Notentextes bis hin zur Einführung in Werkgenese und frühe Rezeption reicht. In einem ersten Schritt werden Techniken des Editionshandwerks (Quellensuche, Quellenbeschreibung, Kollation und Filiation) erarbeitet und an praktischen Beispielen erprobt; auch die Anfertigung sogenannter Kritischer Berichte und Spezialprobleme wie etwa Datierung oder Autorschaft sind Gegenstand des Seminars. Außerdem sollen unterschiedliche Editionsformen (Quellen- und Skizzenedition in diplomatischer Wiedergabe, Verwendung diakritischer Zeichen etc.) in ihrer Funktion und Reichweite diskutiert und auch die Möglichkeiten der digitalen Edition vorgestellt werden.
In einem zweiten Schritt sollen die Überlegungen in einem Editionsprojekt umgesetzt werden. Im Zentrum wird dabei Ferruccio Busonis Bearbeitung von Choralvorspielen Johann Sebastian Bachs stehen (10 Orgel-Choralvorspiele, bearbeitet für Klavier solo; erschienen 1898), die 2016 aus Anlass von Busonis 150. Geburtstag in einer neuen Edition erscheinen soll. Im Rahmen des Seminars besteht Gelegenheit, an einer Exkursion nach Leipzig (u. a. Bach-Archiv) teilzunehmen. |
Literatur |
Georg Feder, Musikphilologie. Eine Einführung in die musikalische Textkritik, Hermeneutik und Editionstechnik, Darmstadt 1987. James Grier, The Critical Editing of Music: History, Method, and Practice, Cambridge 1996. Helga Lühnung (Hrsg.), Musikedition. Mittler zwischen Wissenschaft und musikalischer Praxis (= Beihefte zu editio 17), Tübingen 2002. Johannes Kepper, Musikedition im Zeichen neuer Medien. Historische Entwicklung und gegenwärtige Perspektiven musikalischer Gesamtausgaben (= Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik Norderstedt 5), Norderstedt 2011. |