Kommentar |
Studierende, besonders diejenigen der 'Wissenschaften vom Menschen', erleben häufig, dass sich zwischen dem Seminarraum und dem Alltagsleben eine Kluft auftut. Wie das Gelernte anwenden auf das, was einem begegnet und in was man involviert ist? Wie das lesen, was geschieht, wenn man in erster Linie gelernt hat, Texte zu lesen? Wie umgehen mit Selbstverständlichkeiten, die im Studium hinterfragt werden, 'draußen' aber 'Wahrheiten' sind? Wie das 'draußen' Erlebte in die eigene wissenschaftliche Arbeit einbringen? Die Universität als Institution kann diese Probleme nicht lösen und im Format üblicher Lehrveranstaltungen auch nicht ausreichend dazu anleiten. Dieses Projekttutorium soll der Raum dafür sein, über diese Kluft Brücken zu schlagen und gemeinsam zu lernen, wie man das anstellt. Michel Foucault hat als Forschender, Lehrender und Autor nicht zuletzt Aspekte des damaligen Alltags untersucht – die Überwachung sowie die Autorität und Macht der Wissenschaft sind hierfür nur einige Beispiele. Im Projekttutorium sollen seine Thesen und Methoden auf Artefakte jeglicher Art der Alltagswelt des frühen 21. Jahrhunderts angewandt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammeln diese Alltags-Artefakte selbst und bestimmen selbst darüber, welche Fragestellungen sie verfolgen. Das Projekttutorium richtet sich ausdrücklich auch an Studierende im 2. Fachsemester, ganz gleich aus welchen Disziplinen – Kenntnis der Schriften Foucaults ist keine Teilnahmebedingung, diese Kenntnis wird im Gegenteil ganz nebenbei erworben werden. „Was geht mich das an?“ - diese Frage soll im Mittelpunkt stehen, nicht zuletzt im Hinblick darauf, was es hier und heute heißt, Wissenschaftlerin bzw. Wissenschaftler zu sein. |