Kommentar |
Sprach man bis in die 90er Jahre noch von „der“ Musikindustrie, haben sich die Ökonomien innerhalb der Popkultur mittlerweile derart diversifiziert, dass heute nicht zu Unrecht die Rede von (pluralen) Musikindustrien ist. Dieser Wandel korreliert etwa mit webbasierten Soundplattformen, Musik-Apps für Smartphone/Tablet, Produzentensoftware, Eigenvertrieb über das Internet, unabhängigen Verlagen so wie mit neuen wirtschaftlichen Konzepten wie bspw. Crowdfunding, mit dem Kulturprodukte durch den Fan/die Community und nicht durch ein Plattenlabel vorfinanziert werden. Die klassische Dichotomie von Major- und der später entstandenen Independent-Industrie, die sich etwa in Deutschland seit den 70er Jahren immer wieder als Mainstream-Opposition zu den Entertainmentgiganten zu etablieren versuchte, hat sich scheinbar aufgelöst. Durch den Bedeutungsverfall des Tonträgers und die Ersetzung durch ubiquitäre, digitalisierte Servicebibliotheken wurde Musik vom Produkt (wieder) zu einer Dienstleistung: von der Tonträgereinheit zum vermeintlich unendlichen Stream. Aber wie sehen diese Dienstleistungen genau aus und vor allem, womit, mit wem und wie wird hier eigentlich Geld verdient? Gibt es neben ökonomischen Folgen auch mediale und ästhetische Konsequenzen, die durch Digitalisierung und der Konversion von Produzent und Konsument auftauchen? Diese Lehrveranstaltung soll einen Überblick darüber geben, wie verschiedene Konzepte digitaler Popökonomien der Gegenwart in der Theorie, aber vor allem auch in der Praxis funktionieren. Dazu werden auch Künstler, Produzenten, Unternehmer, Designer, die mit ihrem Schaffen die zeitgenössische Popkultur mitgeprägt haben, zu Vorträgen und Gesprächsrunden eingeladen. |