Kommentar |
Mit dem geplanten Humboldt-Forum hat die Diskussion um ethnologische Ausstellungsformate vermehrt Eingang in die Berliner kulturpolitische Debatte gefunden. Das Seminar nimmt den bevorstehenden Umzug der Dahlemer ethnologischen Sammlungen ins wieder aufzubauende Stadtschloss zum Anlass, sich mit gegenwärtigen Paradigmen ethnologischen Ausstellens zu befassen. Die Dimensionen geschlechtlicher Repräsentationen und deren Relevanz für geschichts- und erinnerungspolitische Debatten um Kolonialgeschichte werden dabei ein leitender Strang der Auseinandersetzung sein. Zunächst sollen die Studierenden mit dem Feld der „kritischen Museumswissenschaft“ vertraut gemacht werden. In einer historischen Perspektive soll dabei anhand ausgewählter Schlüsseltexte die Problematik der musealen Repräsentationen nicht-Europäischer Gesellschaften erschlossen und auch bereits ein Eindruck für die unterschiedlichen disziplinären Zugänge zu dieser Diskussion vermittelt werden. In einem weiteren, die Diskussion vertiefenden Schritt soll dann die Frage geschlechtlicher Bedeutungsproduktion im Zentrum stehen. Die wenigen Beispiele avancierter Ausstellungsanalyse (bspw. Muttenthaler/Wonisch 2006), die den Fokus auf Geschlecht in seiner Verschränkung mit anderen Markern sozialer und/oder kultureller Differenz legen, eignen sich dabei besonders gut für die Diskussion möglicher methodischer Zugänge. Mehrere gemeinsame Ausstellungsbesuche sollen diese Diskussionen begleiten. Die erarbeiteten Methoden sollen die Studierenden schließlich in einem dritten Schritt in eigenen kleinen ethnographischen Forschungsprojekten im Berliner Museumskontext erproben. Ziel des Seminars soll sein, eine kulturanalytische Perspektive auf das Feld musealer Repräsentationspraxis zu entwickeln und mit dem Fokus auf geschlechtliche Bedeutungsproduktionen eine in der kulturpolitischen Kontroverse um die Errichtung des Humboldt-Forums bisher nicht beachtete Dimension zu reflektieren. |