Kommentar |
Dieses Seminar reflektiert anhand von mehreren bis heute politisch brisanten Fallstudien die weitreichenden Realitätsveränderungen im gesellschaftlichen Miteinander, zu denen es im Zuge des Untergangs des osmanischen Ordnungssystems und der Etablierung nationalstaatlicher Systeme am Balkan, in der Türkei und im Nahen Osten kam. Zugleich geht es in dieser Lehrveranstaltung aber auch darum, die ottomanicité des Balkans, der heutigen Türkei (und des Nahen Ostens) in post-osmanischer Zeit, also die Überprägung der Gebiete, die nahezu ein halbes Jahrtausend unter osmanischer Herrschaft standen, in das Verständnis von der Geschichte der Region einzuordnen. Gefragt soll also auch werden, ob und in welcher Form über lange Zeiten etablierte Vorstellungen und Praktiken in den innergesellschaftlichen Beziehungsmustern nicht auch als eine Art „osmanisches Erbe“ im Alltag weiterhin bedeutsam blieben. Um die hier genannten Ziele zu erreichen, setzt die LV bei der systematischen Erforschung von Loyalitätsbrüchen und –kontinuitäten an. Dabei wird ein explizit akteursorientierter Zugang mit einem besonderen Interesse für konkrete lokale/regionale Lebensumstände (und ihre Veränderung) verfolgt. |