Kommentar |
In den frühen siebziger Jahren brach der Optimismus, der die europäischen Gesellschaften seit dem Zweiten Weltkrieg beherrscht hatte, plötzlich um. Die Erwartung von Wohlstand, die mit dem Wirtschaftswunder auf Dauer gestellt schien, machte ebenso einem Gefühl der Krise Platz wie die Erwartung auf zunehmende Friedlichkeit in den internationalen Beziehungen, die seit dem Tauwetter zwischen den großen Blöcken eingekehrt war, der Ernüchterung wich. Neue Lebensformen und Werte, soziale Proteste und zunehmende Militanz radikaler Bewegungen schürten ebenso Ängste wie die zunehmende Arbeitslosigkeit und Inflation. „No future“, der Slogan der Punkbewegung, schien plötzlich vielen eine adäquate Situationsbeschreibung. Das Seminar versucht, mit Konzentration auf die Bundesrepublik, aber mit Seitenblicken auf andere westeuropäische Länder und die DDR, diesem neuen Lebensgefühl nachzugehen, das in der Forschung inzwischen vielfach konzeptualisiert worden ist. Empfohlene Literatur: Doering-Manteuffel, Anselm/ Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008. Jarausch, Konrad H. (Hg.), Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008. |