Archive sind weit mehr als Aufbewahrungsorte für historische Dokumente. Sie sind Orte, durch die Gesellschaften erinnern, Wissen produzieren, Macht verhandeln. In Archiven prallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander. Sie sind „contact zones“ verschiedener Weltauffassungen, die aufbewahrt und potenziell mobilisiert werden könnten. Sie bewahren und beschützen, können aber auch verändert, zerstört oder gegengelesen werden. In diesem Seminar widmen wir uns grundlegenden Ansätzen zur Erforschung und Theoretisierung von Archiven aus der Perspektive einer Europäischen Ethnologie, wobei wir auch grundlegende interdisziplinäre und internationale Ansätze lesen und diskutieren werden. Wir werden dabei untersuchen, wie Archive produziert werden, was sie tun, wie sie Bedeutung erschaffen und wie wir sie gegen sie selbst lesen können. Was wird in Archiven als archivwürdig erachtet? Welche Wissensordnungen können wir durch Archive erforschen und wie gestalten Archive diese? Wie ko-konstituieren Archive politische Institutionen und wie können hegemoniale sowie alternative Archive als potenzielle Utopien gegen Macht und Unterdrückung gelesen werden? Welche Herausforderungen stellen Digitalisierungsprozesse an Archivordnungen und -erforschung? In diesem Seminar werden wir uns dabei euch volkskundlichen Archiven widmen und eine Grundlage für die Erarbeitung eigener Perspektiven auf die Archive des Instituts für Europäische Ethnologie entwickeln. Das Seminar findet hauptsächlich in deutscher Sprache statt, die Lektüre von englischen Texten und die Teilnahme an Gastpräsentationen werden aber auch auf Englisch erwartet.
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden: