Kommentar |
Das Projekttutorium untersucht die Jineolojî als methodischen und theoretischen Rahmen zur Erforschung von Emotionen in den Sozialwissenschaften. Die Jineolojî, ein innovativer sozialwissenschaftlicher Ansatz, verbindet Wissenschaft und Alltag aus einer genderkritischen Perspektive:
„With reference to a common root between the words jin (woman) and jiyan (life), Jineolojî (Kurdish: jin = woman; Greek: logos = science) is defined as the ‘science of women and life’. (…) Jineolojî is often described as being many things at once: a worldview, a form of knowledge production, a set of methods for interpretation, a struggle for meaning-making, and an organizational effort.” (Dilar Dirik, Kurdish Women’s Movement, History, Theory, and Practice, 2022, S. 93-94).
Im Fokus des Projekttutoriums stehen die Emotionen Liebe, Scham und Rache, die aufgrund ihres ambivalenten politischen Potenzials analysiert werden, um die Dynamik zwischen Macht, Widerstand und sozialem Wandel sichtbar zu machen. Denn diese Gefühle wurden historisch und kulturell durch staatliche Institutionen sowie auf der Mesoebene, etwa durch die Familie, reguliert. Gleichzeitig stehen sie im Spannungsfeld destruktiver sowie emanzipatorischer und mobilisierender Kräfte. Durch partizipative und methodische Ansätze der Jineolojî können diese Ambivalenzen erfasst werden.
Das Tutorium verbindet Theorie und Praxis, indem Studierende in Gruppenarbeiten eine Jineolojî-basierte Forschung zu einer der drei Emotionen durchführen. Das Projekttutorium adressiert Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und bietet einen Raum für kritische Reflexion, Diskussion und kreatives Lernen jenseits traditioneller akademischer Strukturen. |