Wie haben sich weiblich, mitunter auch non-binär gelesene Personen historisch wie gegenwärtig eigene Räume der Sichtbarkeit und des Sagbaren erkämpft? Wie konnten sie selbstbestimmte Lebensentwürfe realisieren? Wie sahen ihre gesellschaftstheoretischen Utopien aus, was erträumten und beklagten sie? In einem Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart werden wir provokative Schriften ausgewählter Autor*innen lesen und Spuren ihres Lebens folgen. Welche Netzwerke waren für sie unterstützend, mit welchen mächtigen Gegendiskursen waren sie konfrontiert? –
Mögliche Figuren wären etwa Christine de Pizane, die bereits 1399 die Misogynie ihres gesellschaftlichen Umfeldes kritisierte oder die Mystikerin, Äbtissin und charismatische Universalgelehrte Hildegard von Bingen, die sich als erste Nonne das Recht herausnahm, öffentlich zu predigen. Spannend wäre es auch, sich Juana Inés de la Cruz (Mexiko) zu widmen, die sich 1648 als Mann verkleidet Zugang zur Universität zu verschaffen suchte und schließlich als Nonne einen intellektuellen Salon führte, während sie ihre Schriften auch in indigenen Sprachen verfasste. Interessant wäre auch das Leben der queeren Christina von Schweden, die 1632 zur Königin aufstieg, ritt und jagte, Hosen und Kurzhaarschnitte trug, riesige Bibiotheken anlegte, in den Dreißigjährigen Krieg eingriff und mit Intellektuellen (wie Descartes) ihrer Zeit verkehrte. Eine herausragende Figur wäre auch Olympe de Gouges, die während der Französischen Revolution die Menschenrechte auch für Frauen forderte oder die (ehemals versklavte) Schwarze Aktivistin Sojourner Truth (1779-1883), die den Kampf für Frauenrechte und Abolitionismus zusammenbrachte. Herausragend wäre auch die scharfzüngige Feministin Hedwig Dohm oder eine Figur wie Hilde Radusch (1903-1994), kommunistische u. sozialdemokratische Politikerin und NS-Widerstandskämpferin sowie Frauenrechtlerin und lesbische Aktivistin aus Schöneberg. Dolores Cacuango (1881-1971) wäre als eine der wichtigsten indigenen und feministischen Politaktivistinnen Ecuadors untersuchenswert. Zur Auswahl stünden auch Persönlichkeiten wie Simone de Beauvoir, bell hooks, Judith Butler, Susan Sontag oder Tarana Burke, amerikanische Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivistin, die sich gegen sexualisierte Gewalt engagiert und nicht zuletzt den Slogan „Me too“ prägte.
Beginn: 14.4.2025
Hausarbeit, mündliche Prüfung
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden: