Obgleich das Christentum im Judentum wurzelt und auch der Islam in einem grundlegenden Zusammenhang zur jüdischen Überlieferung steht, war und ist in beiden Religionen ein mehr oder weniger subtiler Antijudaismus verbreitet. So werden Aussagen des Neuen Testaments etwa als Enterbung Israels und Übertragung von Gottes Erwählung an 'die Kirche' gedeutet (vgl. Mt 27,25). In der christlichen Polemik wurde „das Judentum“ zum Inbegriff starrer Gesetzlichkeit, und krude Unterstellungen - von Kindermord bis Weltverschwörung – werden bis heute vertreten. Auch im Islam ist Antijudaismus ein vielschichtiges Phänomen, das historischer wie theologischer Analyse bedarf. Der Koran enthält Passagen, die sowohl positive als auch negative Bezüge zum Judentum enthalten. Diese Spannungen dienen in manchen Kontexten als Grundlage für antijudaistische Einstellungen, insbesondere im Rahmen der aufkommenden fundamentalistischen Bewegungen des 20. Jh. Anliegen des interdisziplinären Seminars ist die kritische Aufarbeitung dieser hochproblematischen Traditionen und systemischer Verzerrungen, die bis in die heutige Zeit auch durch subtile Antijudaismen in Sprache und Konzepten massiv wirken. Spezialist:innen werden zu einzelnen Sitzungen eingeladen.
Salzborn, Samuel, Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne. Sozialwissenschaftliche Theorien im Vergleich, Frankfurt/ M. 2010.
Ullrich, P./Arnold, S. u.a. (Hgg.): Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft, Göttingen: Wallstein, 2024. Khaled Abou El Fadl. The Great Theft: Wrestling Islam from the Extremists. New York: HarperSanFrancisco, 2005.
Seyla Benhabib, Judith Resnik und Daniel E. K. Thomas (Hrsg.). The Conflict of Cultures: Postmodernism, Multiculturalism and Gender. New York: Routledge, 1995.
Anmeldung (unter Angabe des Studiengangs) bei Ines Löchert: ines.loechert@rz.hu-berlin.de
Studierende des BIT melden sich bitte außerdem noch dort über AGNES für dieses Seminar an.
Die Veranstaltung wurde 29 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden: