Die 1877 erschienenen Trois contes sind das letzte Buch, das Gustave Flaubert abgeschlossen und veröffentlicht hat. Es geht darin in drei aufeinander bezogenen Erzählungen um Félicité, ein einfaches Dienstmädchen aus der Normandie, um Julien, einen Gutsherrensohn und brutalen Jäger sowie um Johannes den Täufer, den Hérodias köpfen ließ. Jede der Erzählungen scheint sich inhaltlich wie formal einem von Flauberts früheren Werke anzunähern: „Un cœur simple“ an Madame Bovary, „Saint Julien l’Hospitalier“ an La Tentation de saint Antoine und „Hérodias“ an Salammbô. Daher bieten sich die Trois contes für einen Einstieg in die Beschäftigung mit Flauberts Schreiben besonders an. Dabei rückt besonders Flauberts Auseinandersetzung mit dem Christentum ins Zentrum, die von der Forschung häufig vernachlässigt wurde: Wie in einem Triptychon setzt Flaubert hier aktuelle, mittelalterliche und spätantike Erscheinungsformen des Heiligen in Spannung mit einer modernen Ästhetik.
Im Seminar werden wir die Trois contes gemeinsam lesen, uns mit aktueller Forschungsliteratur auseinandersetzen und für jede der Erzählungen Fragen entwickeln, die in Kleingruppen selbständig bearbeitet werden können. Wir arbeiten mit der von Pierre-Marc de Biasi herausgegebenen Taschenbuchausgabe bei Garnier Flammarion, die zur Anschaffung empfohlen wird.
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