Für die Entwicklung des europäischen Dramas spielt der Einakter zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine zentrale Rolle. Bühnenautoren wie August Strindberg in Schweden, Maurice Maeterlinck in Belgien oder Arthur Schnitzler in Österreich haben die kurze Form – die schon im 18. Jahrhundert gang und gäbe war und sich aus komischen Intermezzi ableitet – auf höchst variable Weise genutzt. Sie gilt als eines der Lieblingsgenres des Avantgarde-Theaters, als rettender Ausweg für ambitionierte Autoren, denen „die überlieferte Form des Dramas problematisch wurde“ (Peter Szondi). Für eine umständliche Schürzung und Lösung von Handlungsknoten haben Einakter keine Zeit. Alles muss gegenwärtig sein; die Einheit von Ort, Zeit und Handlung ist Pflicht. Nicht jeder Stoff kann solche Verknappung vertragen. Im Zentrum des Seminars sollen die kurzen Prozesse und großen Szenen stehen, auf die solche Dramen zwangsläufig hinauslaufen, außerdem die Affinitäten dieses Theatertyps zum Gesellschaftsspiel – im mehrfachen Sinn des Worts. Behandelt werden neben den Einaktern aus Symbolismus, Naturalismus und Ästhetizismus auch melodramatische und amüsante Beispiele von Autorinnen und Autoren, die um 1900 populär waren, darunter Marie von Ebner-Eschenbach, Paul Heyse, Ludwig Fulda, Heinrich von Schullern, Hermann Sudermann und Georg Kaiser. Das SE kann als Einführung in Theorie und Geschichte des modernen Dramas besucht werden.
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