In (spät)kapitalistischen Gesellschaften dient Sicherheit sowohl als diskurspolitisches Leitmotiv als auch als Machttechnologie für die Herstellung und Reproduktion sozialer Ordnungen. Schon lange vor der aktuellen wissenschaftlichen Konjunktur zum Thema hat Michel Foucault, als Kritik an liberalen Staatstheorien, die zentrale Rolle von Sicherheit in der Geschichte des liberalen Denkens und Regierens herausgearbeitet. Seit Aufkommen des Neoliberalismus beobachten wir zudem, wie der Rückbau sozialer Absicherungssysteme mit dem Ausbau karzeraler Mechanismen und Straf- und Grenzregimen einhergeht. Das Seminar führt in Debatten zum Themenfeld Sicherheit und Militarisierung ein und beleuchtet aktuelle Entwicklungen sowie Kämpfe und Mobilisierungen gegen Kriminalisierung, Verfolgung und (tödliche) Ausgrenzung. Wie werden Gefahren und Risiken konstruiert? Wie wird Sicherheit verteilt, wahrgenommen, mobilisiert? Wessen Leben erscheint schützenswert und wird betrauert, wessen nicht; wessen Sicherheitsempfinden wird? Welche Rolle spielen geopolitische Konstellationen und damit verbundene Anti-Terror-Diskurse und Rechtsregime? Was sind die Genealogien von Rechtsnormen, Strategien und Technologien? Wie lässt sich Sicherheit anders denken und herstellen? Aus ethnographischer, feministischer und rassismuskritischer Perspektive beschäftigen wir uns mit diesen und weiteren Fragen.
Solltet ihr bestimmte Lernbedürfnisse, Wünsche oder allgemeine Anregungen zum Kurs haben, meldet euch gerne vorab bei alice.bieberstein@hu-berlin.de.
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