Kommentar |
Genus ist ein komplexes und vielschichtiges sprachliches Phänomen. Corbett (1991: 1) nennt es in seinem Standardwerk Gender mit Hinsicht auf die Grammatik von Genussprachen „central and pervasive“ und bezeichnet es gleichzeitig als „the most puzzling of the grammatical categories“. Auch wenn Sprachen ohne ein Genussystem typologisch gesehen häufiger sind als Sprachen mit einem Genussystem, spielt Genus in den indogermanischen Sprachen häufig eine wichtige Rolle, da bereits die indogermanische Grundsprache über ein Genussystem verfügte und Genus sich in den meisten indogermanischen Einzelsprachen als grammatische Kategorie erhalten hat. Das Seminar wird sich mit der Entwicklung des Genussystems in der ganzen Indogermania beschäftigen. Themen werden sowohl das rekonstruierte Genussystem des Urindogermanischen, dessen Entwicklung/Entstehung in (vor)grundsprachlicher Zeit sowie dessen Entwicklung in den indogermanischen Einzelsprachen sein. In diesem Zug werden ebenfalls die jeweiligen Besonderheiten einzelsprachlicher Genussysteme besprochen werden. Des Weiteren wird es um Problemstellungen wie Genusvariationen innerhalb einer Sprache und die Rekonstruktion des Genus einzelner urindogermanischer Etyma gehen. Am Ende des Seminars verfügen die Teilnehmenden über einen umfassenden Überblick über diese sehr komplexe grammatische Kategorie in den indogermanischen Sprachen.
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