Erfreute sich das Werk Hannah Arendts bereits zu ihren Lebzeiten eines außerordentlichen Interesses und war Gegenstand zahlreicher Debatten, entfalten ihre Texte noch in der Gegenwart Erkenntnis und sind inspirierend für Kulturwissenschaft, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Jüdische Studien. Im Rahmen des Seminars werden wir – immer auch mit Blick auf Arendts eigene Biographie – ausgewählte Schriften der deutsch-jüdischen Gelehrten lesen und uns dabei in Zusammenhänge von jüdischer und allgemeiner Geschichte vertiefen. Bietet das Seminar damit einerseits einen Einstieg in Arendts klassische Texte wie „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (1951), „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (1963) oder ihre posthum zusammengestellten jüdischen Schriften („Wir Juden. Schriften 1932–1966“) wird dadurch andererseits ein erster Überblick über Grundkonstellation jüdischer Geschichte in der Moderne gegeben: von der Geschichte der Emanzipation und der sie begleitenden Konfrontation mit Judenfeindschaft und modernem Antisemitismus bis zur Minderheitenfrage der Zwischenkriegszeit und der Vorgeschichte des israelisch-arabischen Konflikts. Im Zentrum steht gleichwohl Arendts Auseinandersetzung mit der Katastrophe des Holocaust, jenes „Zivilisationsbruchs“ (Dan Diner), an dem für Arendt der „Kontinuitätszusammenhang unserer Geschichte und die Begriffe und Kategorien unseres politischen Denkens“ zerbrochen waren.
Thomas Meyer, Hannah Arendt, München 2023. Hannah Arendt, Wir Juden. Schriften 1932 bis 1966, München 2019.
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