Wer Arbeit auf Erwerbsarbeit beschränkt, verliert – wie die geschlechtersoziologische Arbeitsforschung und u.a. die Social Reproduction Theory hervorhebt – eine ganze Reihe an gesellschaftlich notwendigen, weiblich konnotierten und auch rassifizierten Tätigkeiten der sozialen Reproduktion aus dem Blick. Gleiches gilt für die Funktionen dieser Tätigkeiten für die kapitalistische Vergesellschaftung. Wie im Laufe des Seminars deutlich wird, hat diese Grundannahme feministischer Arbeitsforschung aus den 1970er Jahren bis heute nicht an Brisanz verloren.In dem Seminar beschäftigen wir uns zunächst mit den Grundlagen des Arbeitsbegriffs, was uns u.a zum Verhältnis von Arbeit und Liebe führen wird. In einem weiteren Schritt stehen Geschlechterverhältnisse und u.a. die doppelte und widersprüchliche Vergesellschaftung der Genusgruppe „Frauen“ im Zentrum. Wir betrachten weiter verschiedene Arbeitsfelder (Hausarbeit, Sorgearbeit, Erwerbsarbeit) und verschiedene gesellschaftliche Ebenen, die für Arbeit relevant sind (Wohlfahrtsstaat, Arbeitsorganisationen, Familie).Aufbauend auf diesen Grundlagen setzen wir uns mit ausgewählten neueren Arbeitsbegriffen auseinander, in denen das frühe feministische Plädoyer einer Erweiterung des Arbeitsbegriffs aufgegriffen und anhand verschiedener Felder ausgearbeitet wird. Wir diskutieren zum Beispiel die Gefühlsarbeit von Stewardessen, die affektive Arbeit von Hausarbeiterinnen und die ‚body care‘-Arbeit von Leihmüttern oder fassen Gebären als Arbeit. Schließlich diskutieren wir, ob auch z.B. das Gesundheitshandeln von chronisch Erkrankten oder das Normalisierungshandeln von LGBTQ+-Familien als „Arbeit“ gefasst werden kann. Abschließend ziehen wir ein Resümee: Wofür sind diese Arbeitsbegriffe hilfreich? Wo gerät der Arbeitsbegriff aber womöglich an seine Grenzen?
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