Vielfach ist die Rede von den „europäischen Bildungsinstitutionen“, oder von einem „europäischen Bildungsraum“ auf dem Feld der Bildungspolitik. Dies steht zweifellos mit der Konsolidierung der Europäischen Union in einem engen Zusammenhang. Diese Begriffe setzen gleichzeitig auch Ideen und Vorstellungen fort, die lange Zeit die Existenz einer eigenen europäischen Bildungstradition bzw. einer europäischer Bildungskultur behaupteten. Seit wann kann man von solchen Konstellationen von Bildungs- und Erziehungsinstitutionen sprechen, die man gemeinhin europäisch nennt? Wie haben sich diese Institutionen entwickelt? Sind moderne Schule und Universität von Herkunft her „europäische“ Institutionen, die dann einen weltweiten Siegeszug über Kolonialisierung, Nachahmung und Bildungstransfer erfuhren? Und sind diese Institutionen homogen innerhalb Europas? Gibt es innerhalb Europas eventuell auch unterschiedliche Bildungskulturen? Die Vorlesung folgt der Entstehung, Konsolidierung (aber auch ggf. dem Niedergang) von Bildungsinstitutionen im europäischen Raum von der Spätantike (ca. 400 n. Chr.) bis zur Nachkriegszeit im 20. Jahrhundert. Sie bietet einen Überblick über Institutionen wie Lehrplan, Kirchen, Universitäten, Lateinschulen und Volksschulen sowie handwerkliche Lehre, Kleinkindererziehung und Sozialpädagogik in ihren markantesten historischen Entwicklungen.
Zwei Gesichtspunkte begleiten die Vorlesung: Ein besonderes Augenmerk auf die deutsche Bildungsgeschichte im Kontext Europas und ein Schwerpunkt in den Interaktionen zwischen Europa und anderen kulturellen Kontexten. Denn schließlich hat sich Europa immer wieder in Abgrenzung zu anderen Territorien und Kulturen neu definiert.
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