Gruppe 1: Biographien als historische Quellen fürs 10. und 11. Jahrhundert
In diesem Seminar wollen wir anhand von Biographien einzelner Bischöfe verschiedene Aspekte von Öffentlichkeit im beginnenden Hochmittelalter kennenlernen: Diese Männer gelten als ‚local heroes‘, waren aber eingebunden in politische, kirchliche und wirtschaftliche Netzwerke. Was kann man über diese ‚Umwelten‘ der Bischöfe erfahren, wenn man zeitgenössische Biographien als Quelle nutzt? Was macht biographisches Schreiben in dieser Zeit eigentlich aus und worauf ist bei der Analyse zu achten?
Das Seminar ist deutlich projektartig angelegt: Sie arbeiten in kleinen Gruppen das Semester über immer wieder an einer „eigenen“ Quelle und vergleichen Ihre Ergebnisse mit denen anderer Gruppen. Das Seminar bereitet also forschend und auch praktisch auf die Hausarbeit vor. Erwartet werden die regelmäßige Anwesenheit sowie die Bereitschaft, in Gruppen zu arbeiten und sich mit Literatur und Quellen intensiv auseinanderzusetzen.
Gruppe 2: Das Mittelalter sichtbar machen auf und in historischen Pfaden, Caminos, Wohnquartieren. Wissenschaftliche Vorbereitung touristischer Pfade und historischer Fenster
Dieses Bachelorseminar begleitet Ihr fortgeschrittenes Studium.
Eine im Geschichtsstudium zu erwerbende Kernkompetenz ist die der historisch-kritischen Methode. Historiker:innen werden zu Expert:innen für das Sondieren, Sortieren, Einordnen und Bewerten von Quellen. Sie werden aber auch Expert:innen für die Präsentation von seriös erarbeitetem Material.
Anhand ausgewählter Beispiele sollen die Potentiale der Beschäftigung mit touristisch ansprechender Präsentation ergründet und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bearbeitung geklärt werden. Dabei sollen nicht mittelalterstereotype Vorstellungen reproduziert werden, sondern es soll in kleineren Fallstudien das Material ermittelt werden, das für eine gute Erzählung mit lokalem oder regionalem Bezug ein ansprechendes und dennoch nicht unterkomplexes Bild ermöglicht. Zugleich werden grundlegende Arbeitstechniken aufgefrischt und gefestigt, erprobt und einstudiert. In der ersten Sitzung werden die für alle verbindlichen „Spielregeln“ festgelegt und um die Vorschläge der Studierenden ergänzt. Das Einüben grundlegender Arbeitstechniken und die Ausbildung eines Methodenbewusstseins sind essentiell für ein erfolgreiches Studium, das gilt auch für eines der Geschichte. Um den Anforderungen an das Studium der jeweiligen Teildisziplinen (wie etwa der epochal und meistens auf Europa ausgerichteten Mittelalterlichen Geschichte) gerecht zu werden, verknüpfen die Bachelorseminare propädeutische Aspekte mit thematischen Zugriffen. Perspektiven auf Kommunikationsstrukturen, Überlieferung und begünstigende oder verschlechternde Faktoren ermöglichen nicht zuletzt aufgrund der Einflüsse kulturwissenschaftlicher Arbeiten die Fokussierung auf Kulminationspunkte historischen Arbeitens und Analysierens. Weiterhin soll unser Geschichtsbild über das sog. Mittelalter einer Prüfung unterzogen und zum Ausgangspunkt neuer Überlegungen werden.
Anhand ausgewählter Beispiele vornehmlich, aber vielleicht ja auch nicht nur aus dem sogenannten lateineuropäischen Mittelalter werden curriculare Aufgaben der Veranstaltungsform erarbeitet und somit Grundlagen für Quellendiskussionen und -präsentationen geschaffen. Vorgesehen ist zusätzlich ein halb- oder ganztägiger Ausflug an einem noch festzulegenden Termin..
Es können im Rahmen der Veranstaltung Arbeitsfelder für die BA-Thesis im Bereich mittelalterliche Geschichte erprobt werden. Dies schließt – bei Interesse der Studierenden – dezidiert grundwissenschaftliche Arbeiten mit ein.
Auch über den eigentlichen thematischen Fokus hinaus sind Vorhaben, die in eine BA-Abschlussarbeit überführt werden sollen, stets willkommen.
Vorausgesetzt werden die Bereitschaft zur Präsenzteilnahme sowie zur aktiven, auch projektorientierten Mitwirkung.
Auf Wunsch der Studierenden wird die Veranstaltung (wie das Geschichtsstudium im Allgemeinen) mit einer Trigger-Warnung versehen: die Lektüre von Quellen erschüttert mitunter Weltbilder und fordert Denkmuster heraus. Sie offenbart und erfordert die Auseinandersetzung unter anderem mit menschlichen Abgründen, Gewalt, Zwang, Ungleichheiten, Politik, Religion. |