Kommentar |
Krise und Vielfalt. Die beiden in der Forschung seit langer Zeit diskutierten Schlagwörter zur Beschreibung der spätmittelalterlichen Jahrhunderte begründen einleuchtend, warum es sich gerade in unserer Zeit immer wieder lohnt, in diese Lebenswelten einzutauchen. Es eröffnet sich für uns eine aufregende, widersprüchliche, dynamische Welt, geprägt von Pandemie und Klimawandel, Gewalt und Unsicherheit, exzessiver Frömmigkeit, Angst vor Dämonen und Wiedergängern, schließlich auch Hexen, in der gleichzeitig bürgerliche Kultur und Gelehrsamkeit aufblühen und die europäischen Nationen entstehen. Ein „ferner Spiegel“ (Tuchman), der die eigene Welt in neuem Licht erscheinen lässt.
Die Vorlesung wird in drei Phasen zunächst politische Strukturen darstellen, anschließend soziale Räume (Höfe, Stadt und Land, Universitäten, Klöster) analysieren und schließlich kulturgeschichtliche Entwicklungen (Recht, Gewalt, Frömmigkeit, Humanismus) untersuchen. |
Literatur |
Huizinga, Johan, Herbst des Mittelalters: Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden, Paderborn 2018 (zuerst niederländisch 1919).
Roeck, Bernd: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance, München 2018.
Tuchman, Barbara, Der ferne Spiegel: das dramatische 14. Jahrhundert, München 2010 (zuerst engl. New York 1979).
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