Salmen Gradowski, Salmen Lewenthal, Lejb Langfuß, Marcel Nadjari und Herman Strasfogel waren Mitglieder des „Sonderkommandos“ von Auschwitz. Unter höchster Lebensgefahr dokumentierten die fünf Verfasser der zwischen 1945 und 1980 in der Erde von Auschwitz-Birkenau geborgenen geheimen Aufzeichnungen die Organisation, die Täter und das Ausmaß der Vernichtungsgewalt in der „Residenz des Todes“. Ihre Schreib- und Darstellungsformen waren von der Frage bestimmt, wie man eine*n kommende*n, vollkommenen ungewisse*n Leser*in erreichen und ihr/ihm die Realität der Massenvernichtung zu sehen geben kann. Durch die Erfindung einer eigenen literarischen Sprache bezeugte Salmen Gradowski die desparaten Widerstandsakte jüdischer Frauen. Im Seminar erschließen wir die sorgfältig edierten Texte wie auch die vier heimlich aufgenommenen Fotografien vom Vernichtungsprozess unter der Frage nach den jüdischen Praktiken des Dokumentierens, des Bezeugens und des Widerstands in Auschwitz. Dabei greifen wir auf weitere Zeugnisse Überlebender und auf László Nemes‘ Versuch einer filmischen Auseinandersetzung (Son of Soul, HU 2015, 107’) mit dem Aufstand des letzten „Sonderkommandos“ von Auschwitz am 7. Oktober 1944 zurück.
Teilnahmebedingung: Erstellung eines Sitzungsprotokolls sowie Mitwirkung in einer Expert*innengruppe zur Erarbeitung von Diskussionsfragen für eine Sitzung.
Ein Reader mit ausgewählten Texten von Leijb Langfuß, Salmen Lewenthal, Filip Müller, Primo Lévi, Georges Didi-Huberman, Laura Jockusch, Sigrid Weigel wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt.
Zur Anschaffung wird empfohlen Salmen Gradowski, Die Zertrennung. Aufzeichnungen eines Mitglieds des Sonderkommandos, aus dem Jiddischen von Almut Seiffert und Miriam Trinh, herausgegeben von Aurélia Kalisky unter Mitarbeit von Andreas Kilian, 2. Auflage, Berlin 2020.
Hausarbeit, Mündliche Prüfung vom 17.2.-19.2.2025 (erster Prüfungszeitraum) und 7. und 8.4.2025 (zweiter Prüfungszeitraum)
Die Veranstaltung wurde 1 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden: