Am 24. Dezember 2024 wird Papst Franziskus das siebenundzwanzigste ordentliche Heilige Jahr in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche eröffnen. 45 Millionen Pilgerinnen und Pilger aus allen Teilen der Welt werden 2025 in der Stadt Rom erwartet. Seit Bonifaz VIII. zum ersten Mal das Jahr 1300 als Jubeljahr ausrief, wurden die anni santi zunehmend zu globalen Ereignissen des Austausches zwischen kirchlicher Peripherie und Zentrum. In Rom bildete sich ein komplexes Set von Ritualen heraus, das die Pilger mit dem in der Stadt gegenwärtig gemachten „Heil“ in Kontakt bringen sollte. Die Öffnung der Heiligen Pforte ist nur eines von vielen dieser Präsenz erzeugenden Rituale.
Im Seminar soll diese Symbolwelt anhand ganz unterschiedlicher primärer Quellen insbesondere aus der Zeit zwischen 1575 und 1700 erschlossen werden, als die Heiligen Jahre nach der Krise der Reformation neuen Aufschwung erfuhren. Analysiert werden autobiographische Berichte von Wallfahrern aus allen Kontinenten, römische Kirchenführer und Stadtbeschreibungen, vor Pilgern gehaltene Predigten, Traktate zu einzelnen Ritualen und Zeremonien u.a.m.
Damit werden im Seminar nicht nur der grundsätzliche Sinn und die Funktionsweise von religiösen Ritualen im römischen Katholizismus erarbeitet. Darüber hinaus geht es um die Geschichte eines immer wiederkehrenden Globalereignisses, das im Mittelalter „erfunden“ wurde und bis in die Gegenwart weltweite Anziehungskraft und Faszination ausübt.
Die Veranstaltung wurde 12 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden: