Kommentar |
Seneca der Jüngere schildert die Kaiser, welche ihn schlecht behandelten, in seinen ethischen bzw. philosophischen Schriften wie De ira, De constantia sapientis und De tranquillitate animi. Seine Erfahrung mit den Kaisern Caligula, Claudius und Nero schildert Seneca zudem in seinen Briefen an Lucillius. In der Menippeischen Satire Apocolocyntosis parodiert er die Vergöttlichung des Kaisers Claudius und lobt seinen Nachfolger Nero, dessen Erzieher er war. In der Lehrveranstaltung werden wir eine Auswahl aus den genannten Schriften Senecas lesen und übersetzen, um verschiedene literarische Bilder der Kaiser zu analysieren. Wie handeln die Kaiser Seneca zufolge, sind sie tyrannisch oder vorbildlich, halten sie sich an die Normen der Männlichkeit, erfüllen sie hohe Anforderungen an Moral oder konterkarieren diese Werte? Dabei werden ethische, religiöse und politische Tugenden und Charaktermerkmale der Kaiser diskutiert sowie die moralisch-philosophische Haltung Senecas. Nicht zuletzt wird danach gefragt, wie es Seneca mithilfe der Philosophie und Literatur gelingt, in den Wirren des Prinzipats einen kühlen Kopf zu behalten.
Literatur zur Einführung: Paul Veyne, Weisheit und Altruismus: Eine Einführung in die Philosophie Senecas, Frankfurt am Main, Fischer, 1993; James S. Romm, How to Keep Your Cool: An Ancient Guide to Anger Management. Seneca, Princeton, NJ: Princeton University Press, 2019. Weiterführende Literatur: Roland Malchow, Kommentar zum zweiten und dritten Buch von Senecas Schrift de ira (= dial. 4 und 5), Erlangen/Nürnberg, 1986. Kritische Ausgabe: L. Annaei Senecae Dialogorum libri duodecim. Hrsg. von L. D. REYNOLDS, Oxford, 7. Ausgabe, 1991. |