Kommentar |
Gruppe 1 Schrift und Schreibszene (H. Blumentrath)
Das SE nähert sich der Problematik von Schrift und Schreiben auf mehrfache Weise. Dass schon seit geraumer Zeit und in unterschiedlichsten Konstellationen ‚Schrift’ zu einer zentralen Kategorie der Literatur- und Medienwissenschaften geworden ist, soll zunächst mit einem Blick auf exemplarische Positionen der Theoriebildung reflektiert werden. Zweitens ist – historisch wie systematisch – zwischen ganz unterschiedlichen Techniken und Formen der Schrift zu differenzieren, die in ihrer je spezifischen Materialität auch je andere Effekte zeitigen und dabei unterschiedliche Verfahren der Lektüre provozieren. Drittens sind in einer Untersuchung der literarischen ‚Schreibszene’ (Rüdiger Campe) Schreibsituation und -Gerät, vor allem aber auch die Inszenierungen der Schrift in der Literatur und in anderen Medien in den Blick zu nehmen – das betrifft die Einbindung verschiedener Schriftformen in die Literatur ebenso wie die Auftritte von Schreiberfiguren, seien es Sekretäre oder Chronisten, Buchhalter oder Bürogehilfen. Um neben der Lektüre und Analyse literarischer wie theoretischer Texte auch das eigene Schreiben über diese Texte zu üben, wird das SE neben sehr kurzen Präsentationen auch über das kontinuierliche Schreiben von Miniaturessays strukturiert.
Gruppe 2 Gesang, Spiel und Tanz: Theater für ein junges Publikum (A. Bieber)
Die Theater- und Kulturlandschaft Berlins wendet sich in ihren Inszenierungen und Events vermehrt einem jungen Publikum zu, und zwar vom Vorschul- und Grundschulalter bis zu jungen Erwachsenen, die von Kinderopern und Schauspiel bis zu Tanzperformances und Theaterfestivals diverse Inszenierungen erleben können. Der Dramentext, das Libretto und Tanzstücke können in modernen Inszenierungen die Distanz zum jungen Publikum verringern und Kindern aktive Partizipationsangebote für neue Wege zu Spiel, Gesang und Tanz ermöglichen. Das SE wird sich den Tendenzen und unterschiedlichen Formen des gegenwärtigen Kindertheaters, der Kinderoper und des Kindertanztheaters widmen. Theoretische Grundlagen werden für Analysen aktueller Inszenierungen in Abhängigkeit des aktuellen Spielplans und verfügbarer Termine auf Berliner Bühnen genutzt. Es sollen zudem im Rahmen theaterpädagogischer Workshops an die dramaturgischen, musikalischen und schauspielerischen Potentiale einzelner Inszenierungen sowie mögliche Vermittlungsformen für Kinder angeknüpft werden. Angaben zu speziellen Arbeitsleistungen sowie konkrete Angaben zu den relevanten Lektüren und Theaterbesuchen erfolgen zu Semesterbeginn im SE.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der Theaterbesuche relevante und interessante Termine außerhalb der Seminarzeiten liegen und ggsf. auch längere Seminarblöcke in Kooperation mit theaterpädagogischen Angeboten der Theater stattfinden werden, die verbindlich verabredet sind. Die Bereitschaft zur Beteiligung an diesen Formaten wird erwartet. Konkrete Termine können jedoch erst zu Semesterbeginn oder laufend im Semester festgelegt werden.
Gruppe 3/4 Kinder- und Jugendliteratur der 1950er und -60er Jahre: "Literatur der Kindheitsautonomie" (A. Born, BLENDED COURSE)
Im westlichen deutschsprachigen Raum darf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (bis Ende der 1960er bzw. Anfang der 1970er Jahre) als eine Blütezeit moderner, auf Autonomisierung der Kindheit abzielender Kinderliteratur gelten. Es gewinnt in dieser Zeit eine Kinderliteratur die Oberhand, die die kindliche Erlebnisperspektive und Weltsicht in den Mittelpunkt rückt, die kindlichen Wünschen und Phantasien die Möglichkeit gewährt, sich auszuleben, die antiautoritär nicht in erster Linie dadurch ist, dass sie die Autorität der Erwachsenen in Frage stellt, sondern darin, dass sie bevormundungsfreie kindliche Spielräume entwirft. Im Zentrum der Lehrveranstaltung werden der Wechsel der Kindheitsvorstellung und dessen literarische Spiegelung ab Ende der 1940er Jahre stehen sowie die Kinder- und Jugendliteraturtheorie dieser Zeit. Kenntnisse aus dem Seminar „Kinder- und Jugendliteratur in Geschichte und Gegenwart“ (BaGS, Modul 4 bzw. ZS D-M-SU, 1b) werden auf die Kinder- und Jugendliteraturentwicklung nach 1945 angewandt. Von den Seminarteilnehmer:innen wird eine engagierte Mitarbeit erwartet. Das schließt sowohl (mündliche) Beiträge in den Sitzungen selbst als auch eine zuverlässige Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Themeneinheiten, insbesondere die vorbereitende Lektüre, ein. Ebenso wird die termingerechte Erledigung von semesterbegleitenden Übungsaufgaben vorausgesetzt. Das Lehr-/Lernkonzept dieses Seminars sieht eine Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen mit selbstgesteuertem (asynchronem) Lernen vor. Die vorwiegend synchronen Lernphasen werden durch spezielle asynchrone Lernphasen (begleitetes Selbststudium) ergänzt. Dabei finden die synchronen Präsenzzeiten in dem im Vorlesungsverzeichnis angekündigten Zeitslot statt.
Gruppe 5 Phantastische Kinderliteratur der DDR (C. Stange)
Seit Mitte der 1970er Jahre des vergangenen Jahrhunderts findet die Fantastik immer stärker Eingang in die Kinderliteratur der DDR. Statt eines rothaarigen Mädchens mit Äffchen und Pferd gibt es hier einen verträumten Jungen mit einer sprechenden Katze in einer Litfaßsäule, ein unangepasstes Mädchen, das nicht so sein will, wie angeblich Mädchen sein sollen, und als Stellvertreterin für den ungeliebten Besuch der Schule ein Gespenst engagiert und einen Zauberschüler, dem es einfach nicht gelingt, eine schlechte Note wegzuzaubern. Eine Kindergruppe begründet eine eigene „Stadt aus Spaß“ fernab der Erwachsenenwelt, Geißböcke sind schriftstellerisch tätig und sprechende Affen bewohnen einen fernen Planeten im Weltall, den sie mit ihrem allzu menschlichen Verhalten zunehmend zerstören. Im Seminar werden wir uns mit einer Auswahl aus der reichhaltigen fantastischen Kinderliteratur der DDR intensiver unter Hinzuziehung literaturwissenschaftlicher Forschungsbeiträge beschäftigen. Für das Gelingen des Seminars sind eine regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit notwendig. Grundlage dafür ist die Vorbereitung der Sitzungen durch die intensive Lektüre der ausgewählten Texte. Darüber hinaus soll eine Sitzung allein oder durch eine Arbeitsgruppe in besonderem Maße, z. B. unter Hinzuziehung einschlägiger Nachschlagewerke, Handbücher und Forschungsbeiträge, vorbereitet und die so gewonnenen Kenntnisse dem Seminar mündlich und schriftlich, z. B. in Form eines Handouts, zur Verfügung gestellt werden.
Gruppe 6 & 10 Text und Bild aus einer Hand: Von Wilhelm Busch bis Janosch (C. Stange)
Illustrationen gelten als integraler Bestandteil von Kinderbüchern. Ihrem Anteil und ihrer Verschränkung mit dem Text kommt definitorische Bedeutung dahingehend zu, ob von einem Bilderbuch, einer Bildergeschichte oder einem illustrierten Buch die Rede ist. Am Anfang der kinderliterarischen Tradition stehen dabei zwei Namen, die sowohl die Texte als auch die Bilder ihrer Werke verantworten: Heinrich Hoffmann, der Autor und Illustrator des ‚Struwwelpeter‘, und Wilhelm Busch. Aber auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert entstehen Kinderbücher, deren Texte und Bilder von einer Hand stammen: In der alten Bunderepublik hat Otfried Preußler großen Erfolg, v. a. mit seinen „drei Kleinen“ – dem Wassermann, der Hexe und dem Gespenst. Während diese Bücher jedoch von anderen illustriert wurden, stammen die Bilder zu ‚Hörbe mit dem großen Hut‘ und ‚Hörbe und sein Freund Zwottel‘ in den Ausgaben bis zur Jahrtausendwende von Preußler selbst. Für seine Tigerente, Tiger und Bär ist Janosch bekannt. Und in der DDR findet die Illustratorin Elizabeth Shaw nicht jeden Text für Kinder, den sie für den Kinderbuchverlag Berlin illustriert, gelungen. So beschließt sie, eigene Geschichten mit ihren Bildern zu versehen, womit sie großen Erfolg hat. Im Seminar werden wir uns mit diesen drei Allroundern in Sachen Kinderbuchproduktion und zentralen Beispielen ihres Schaffens unter literatur- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigen. Für das Gelingen des Seminars sind eine regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit notwendig. Grundlage dafür ist die Vorbereitung der Sitzungen durch die intensive Lektüre der ausgewählten Texte. Darüber hinaus soll eine Sitzung allein oder durch eine Arbeitsgruppe in besonderem Maße, z. B. unter Hinzuziehung einschlägiger Nachschlagewerke, Handbücher und Forschungsbeiträge, vorbereitet und die so gewonnenen Kenntnisse dem Seminar mündlich und schriftlich, z. B. in Form eines Handouts, zur Verfügung gestellt werden.
Gruppe 7 Die Lehrkraft im Film (G. Weiland)
Die idealistische Berufseinsteigerin, die alles richtig machen will und dann hart am Schulalltag scheitert, und der unkonventionelle Lehrer, der Kraft seiner Persönlichkeit ungeahnte Potentiale in seinen Schüler*innen freilegt und seine engstirnigen Lehrerkolleg*innen blass aussehen lässt, sind längst etablierte Figurentypen des Genres Lehrerfilm und werden sogar zum Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Erörterungen. Wie werden Lehrkräfte im Film erzählt, welche Erzähltechniken werden eingesetzt? Wie werden diese Figuren als Teil der Institution Schule inszeniert? Welche Elemente bestimmen das Genre des Lehrerfilms und wie werden diese immer wieder neu arrangiert bzw. parodiert? Diese und weitere Fragen werden wir im Seminar vor allem aus einer filmnarratologischen Perspektive zu beantworten suchen. Das Filmkorpus wird in der ersten Sitzung diskutiert und festgelegt, Vorschläge von Seminarteilnehmer*innen sind dabei willkommen. Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Greiner, Ulrike; Vorauer, Markus: Vorsicht vor dem großen Lehrer. Lehrerfiguren im Hollywoodfilm und im europäischen Film. In: Heinrich, Martin (Hrsg.): Schauen, was 'rauskommt. Kompetenzförderung, Evaluation und Systemsteuerung im Bildungswesen Wien [u.a.] 2007, S. 227-240.
Gruppe 8 (G. Weiland) "Ich fühl das!" (Kinder- und Jugend)Literatur und Emotionen
Mit einer unglücklichen Romanfigur leiden, sich vor dem bedrohlichen Monster fürchten oder sich über einen glücklichen Ausgang einer Geschichte freuen – auf vielfältige Weise reagieren Leser*innen auf Literatur emotional. Was aber sind eigentlich „Emotionen“? Wie werden Emotionen in literarischen Texten dargestellt und wie lassen sie sich beschreiben und analysieren? Welche gattungsspezifischen Unterschiede lassen sich ausmachen? Wie lässt sich erklären, dass reale Leser*innen überhaupt emotional reagieren auf fiktive Figuren? Wie werden empathische Reaktionen erzähltechnisch ausgelöst und gelenkt? Um diesen Fragestellungen nachzugehen, werden wir uns im Seminar nicht allein mit literaturwissenschaftlichen Ansätzen auseinandersetzen, sondern auch mit emotionspsychologischen Theorien und Modellen und diese in genauen Lektüren ausgewählter lyrischer und narrativer Texte erproben. Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Anz, Thomas: Kulturtechniken der Emotionalisierung. Beobachtungen, Reflexionen und Vorschläge zur literaturwissenschaftlichen Gefühlsforschung. In: Eibl, Karl; Mellmann, Katja; Zymner, Rüdiger (Hrsg.): Im Rücken der Kulturen. Paderborn 2007, S. 207-239.
Gruppe 9 Manege frei! Zirkus, Sideshow und Varieté in der Kinder- und Jugendliteratur (J. Benner)
Das SE fokussiert verschiedene Spielarten zirzensischer Attraktionen in unterschiedlichen Kinder- und Jugendmedien. Beispielsweise geht es um Abweichungs- und Sensationsnarrative, raumtheoretische Fragestellungen sowie die Selbst- und Fremdinszenierung von Artist:innen als Freaks und Monster. Angeschnitten werden auch Aspekte von Tierethik und Rassismus. In den Blick genommen werden also die bekannten „Menschen – Tiere – Attraktionen!“ Gelesen werden: Tony Schumachers „Cirkuskinder“, Erin Morgensterns „Der Nachtzirkus“ sowie diverse Bilderbücher. Bitte beachten Sie, dass auch Texte in Fraktur gelesen werden müssen! Zudem werden voraussichtlich Filme analysiert. Die Arbeitsleistung besteht aus einem theoriegeleiteten Inputreferat, das von selbsterstellten bzw. selbst zusammengestellten schriftlichen oder audiovisuellen Materialien begleitet werden soll.
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