In einer anderen als der eigenen Sprache zu sprechen kann die Verständigung erschweren, es kann aber auch bedeuten, sich von den Beschränkungen der Einsprachigkeit hin zur Fremd- und Anderssprachigkeit zu befreien. Und es eröffnet das Nachdenken darüber, was für Kategorien das ‚Eigene‘, ‚Andere‘ und ‚Fremde‘ im Feld der Sprache eigentlich sind. Das gilt besonders für die Gegenwartsliteratur, die die vielfältigen Sprachkontakte unserer (post)migrantischen Welt sowohl thematisiert als auch ausdrückt.Im SE werden wir Texte der letzten Jahre diskutieren, die quer zur Vorstellung von der klaren Trennbarkeit einzelner Sprachen stehen. Dazu gehören Tomer Gardis experimenteller Roman „Broken German“ (2016), Georges-Arthur Goldschmidts Erzählung „Die Hügel von Belleville“ (2018, vom Autor selbst aus dem französischen Original übersetzt), Abbas Khiders ernsthaft satirisches Lehrbuch „Deutsch für alle“ (2019), Uljana Wolfs „Etymologischer Gossip“ (2020), Gedichte und Essays von Yoko Tawada („Portrait eines Kreisels“, 2022) und Odile Kennel („Irgend etwas dazwischen“, 2023). Diese Liste ist offen; weitere Vorschläge sind willkommen.Vorgesehene Arbeitsleistung: vertiefte Vorbereitung mit Thesenpapier und kurzem Impulsreferat.
Zur Anschaffung: Tomer Gardi: Broken German. Roman, Graz 2016 (Literaturverlag Droschl, 19 EUR).Forschungsliteratur zur Vorbereitung: Esther Kilchmann (Hg.): Mehrsprachigkeit und deutsche Literatur (= Zeitschrift für interkulturelle Germanistik 3 (2012), Heft 2); Steven G. Kellman/Natasha Lvovich (Hg.): The Routledge Handbook of Literary Translingualism. New York 2021.
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2024 gefunden: