Wer ist eigentlich Bruno Scholz, der Kafka übersetzt hat und selbst als polnischer Kafka gilt? Wieso mögen die Skamandriten das Warschauer Caféhaus, aber nicht den Krakauer Konstruktivismus? Vor was ekelt sich der Turpismus und wieso schreibt der Sozialistische Realismus nicht über Sex? Was bedeutet es biografisch wie ästhetisch, unter Nazi-Besatzung zu schreiben oder über den Holocaust? Und schließlich, wie viele Nobelpreisträgerinnen hat die polnische Literatur überhaupt?Diesen und weiteren Fragen widmet sich die polnische Literatur des 20. Jahrhunderts. Vorgestellt werden Strömungen wie Konstruktivismus, Katastrophismus und Turpismus. Wir lesen Ausschnitte ausgewählter Werke, darunter ein avantgardistisches Stadt-Manifest von Tadeusz Peiper, eine surreale Erzählung von Bruno Schulz, ein spätsozialistisches Gedicht von Wisława Szymborska und eine Vertreibungsgeschichte von Olga Tokarczuk. Neben allgemeinen Fragen der Literaturgeschichte beschäftigen uns auch kulturhistorische Kontexte von Okkupation, Holocaust, Exil und Dissidenz. Zugleich ordnen wir wichtige Tendenzen der postsozialistischen Literatur nach 1989 ein. Die Veranstaltung hat Seminarcharakter und bietet Raum für die Textbesprechung vor Ort. Zur vorbereitenden Lektüre stehen zweisprachige Texte auf Moodle bereit. Vorkenntnisse, auch sprachliche, sind nicht erforderlich. Ein Padlet begleitet die Veranstaltung medial.
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