Kommentar |
» Moi, je suis de là où je travaille. » (Sarah Maldoror)
Sarah Maldoror wurde 1929 im Süden Frankreichs unter dem Namen Sarah Ducados auf die Welt gebracht. Sie gilt als eine der ersten Schwarzen oder Afrikanischen Filmemacherinnen der 1960er Jahre, deren Werk fünf lange und zahlreiche Kurzfilme umfasst, viele auch in Kooperation mit dem Fernsehen realisiert. Begonnen hat Maldoror ihre Karriere im Theater, u.a. mit der legendären von ihr 1958 in Paris ins Leben gerufenen Schwarzen Schauspieler:innentruppe „Les Griots“, der Toto Bissainthe, Timité Bassori, Ababacar Samb Makharam sowie später Robert Liensol angehörten. Die mangelnde Schwarze Repräsentation auf Pariser Bühnen, der Wunsch nach einem modernen Theater sowie einer Theaterschule für Schwarze waren die Hauptgründe für die Gründung dieses Ensembles.
Nach ihrem Filmstudium in Moskau (1961-62), wo sie unter anderem dem senegalesischen Filmemacher Ousmane Sembène begnete, entwickelte Maldoror ihre Filmpraxis weiter, an so unterschiedlichen Stationen wie Algiers, Guadeloupe, Martinique, Kongo-Brazzaville, Guinea-Bissau und Frankreich. Hier war sie zusammen mit ihrem Mann, dem Politiker und Dichter Mário Pinto de Andrade daran beteiligt, rund um die Zeitschrift Présence Africaine panafrikanische politische und ästhetische Projekte voranzutreiben.
Sarah Maldorors bekanntester Spielfilm, Sambizanga (1972), gedreht in Kongo-Brazzaville, war für die Geschichte des angolanischen Kinos von großer Bedeutung, da die Erzählung nach einem Buch des angolanischen Schriftstellers Luandino Vieira eine Episode aus dem Kampf um die Unabhängigkeit vom portugiesischen Kolonialismus behandelt.
„Ich fühle mich überall zu Hause. Ich komme von überall und nirgendswoher. Meine Vorfahren waren Verklavte. Das macht die Sache meines Falls komplizierter. Die Antillaner:innen werfen mir vor, dass ich nicht auf den Antillen lebe, die Afrikaner:innen argumentieren, ich sei nicht auf dem afrikanischen Kontinent geboren, und die Franzosen kritisieren mich wiederum dafür, nicht wie sie zu sein.“
Während diese globalgeschichtlichen Spannungen Maldorors Biographie und ihre Karriere durchziehen, ist ihre künstlerische Autopoiese stark vom Dialog mit der Literatur – u.a. Aimé Césaire, René Depestre, Léon Gontran Damas oder Louis Aragon – inspiriert.
Historische und literarische Lektüren entlang biografischer und werkimmanenter filmischer Stationen, die Sarah Maldorors Schaffen prägten, dienen einer kulturhistorischen und -theoretischen Kontextualisierung und Vertiefung gemeinsamer Filmsichtungen im Rahmen einer Sarah Maldoror Werkschau im Sinema Transtopia (anfangs Juni). Es ist vorgesehen, im Rahmen des Seminars Texte für eine Publikation zu erarbeiten, die im Rahmen dieser Werkschau entstehen soll. |