Kommentar |
Die Antithese zur Kunst als Ideal einer sich selbst verwirklichenden, individuellen, schöpferische Arbeit und dem damit verbundenen Mythos des Genies ist im marxistischen Sinne die entfremdete Arbeit des Proletariers. Die Kunsthistorikerin Griselda Pollock geht einen Schritt weiter und meint, dass "das vollständige Gegenteil" dieses Ideals "die repetitive und sich selbst immer wieder auflösende Plackerei der ´Frauenarbeit´ ist.“ (1982) Insbesondere in der zweiten Welle der Frauenbewegung wurden die gesellschaftlichen Bewertungen von Arbeit und die gängigen Vorstellungen von Produktivität und Leistung einer umfassenden Analyse und Kritik unterzogen. Hingewiesen wurde beispielsweise auf den blinden Fleck in Karl Marx’s Kritik der politischen Ökonomie und aufgezeigt, inwiefern sich unbezahlte Haus- und Care-Arbeit als Bestandteil einer langfristigen, kapitalistischen Strategie erwiesen hat. Die Ausbeutung des Lohnarbeiters durch die „ursprüngliche Akkumulation“ (Marx) beruhe letztlich auf der Ausbeutung derjenigen, die die gesellschaftliche Arbeitskraft „in physischer, sexueller und emotionaler“ Hinsicht reproduzieren und aufrechterhalten (Dalla Costa 1973, Federici/Cox 1975). Solche Reflexionen fanden ihren Ausdruck nicht nur in Politik und Theorie, sondern auch in einer feministisch motivierten Kunst- und Filmproduktion. Anders als andere gesellschaftlich diskriminierte Bevölkerungsgruppen waren die Frauen sowohl in den Museen wie auch vom marktbeherrschenden US-Kino nicht ausgeschlossen als vielmehr hyperexponiert. Ihre Präsenz war jedoch begrenzt auf das passive Dasein als Schauobjekt: "I was permitted to be an Image, but not an Image-Maker creating her own self-image“ (Carolee Schneemann, Filmemacherin). Im Zuge der diversen Gegenkulturen der 60er Jahre und den damit verbundenen Selbstermächtigungen wurden den klassischen Narrativen und (Geschlechter-) Rollen, alternative Produktionsweisen, Geschichten, Wahrnehmungs- und Darstellungsformen wie auch Identifikationsstrategien entgegengestellt. Im Zentrum des Seminars steht der Versuch, ausgehend von feministischen Initiativen der 70er Jahre - Texten und Werken der bildenden Kunst sowie des Kinos - den Zusammenhang von Kunst und (weiblicher) Arbeit zu untersuchen und diesen zum Anlass zu nehmen, dominante Dichotomien männlich-weiblich, aktiv-passiv, blicken-erblickt werden, produktiv-unproduktiv zu durchqueeren. |
Bemerkung |
Das Proseminar findet in doppelten Sitzungen, mittwochs, 14-18 Uhr, zu folgenden Terminen statt: 17.4., 24.4., 8.5., 22.5., 12.6., 3.7., 10.7. 2024. |