Das Seminar bietet einen Abriss der polnischen Frauenliteratur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Den konkreten Texten voraus geht eine theoretische Einführung, in der zentrale Begriffe der Gender Studies in Bezug auf unseren Kontext besprochen werden. Auch wird das für uns leitmotivische Konzept der „Mutter Polin“ erörtert, dessen literarische Anverwandlung im Weiteren besonders interessiert. Das topologische Spektrum der zu analysierenden Texte reicht vom spezifisch weiblichen Blick auf die Gewalterfahrung des 20. Jahrhundert über das vermeintlich triviale Spiel mit nonkonformen Körper-Ästhetiken bis zu ostentativ unweiblichen, roh-rotzigen Sprachen. Verbindendes Kriterium ist das Schreiben als geschlechtliche Selbstermächtigung, mit dem schließlich polnische Autorinnen nach 1989 einerseits international Erfolg hatten, andererseits die polnische Kritik zu dem herablassenden Epitheton „Menstruationsliteratur“ reizten. Gelesen wird eine Auswahl von Texten, darunter Eliza Orzeszkowa als grande dame und Frauenrechtlerin, dann Maria Dąbrowska, Maria Kunzewiczowa und Żofia Nałkowska für die Zwischenkriegsperiode. Für die Zeit nach 1989 stehen Namen wie Joanna Bator, Sylwia Chutnik, Bożena Keff, Dorota Masłowska und Olga Tokarczuk.Für die Teilnahme sind Polnisch-Kenntnisse nicht erforderlich. Das Material wird im Original und in Übersetzung auf Moodle bereitgestellt. Wir verzichtet auf längere Referate zugunsten von Textdiskussionen. Neben der regelmäßigen Teilnahme wird die Einreichung eines Lektüreprotokolls bzw. eines sitzungsvorbereitenden Hintergrundpapiers erwartet.
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