Nicht selten wundern sich Literaturwissenschaftler*innen an Universitäten darüber, dass Studierende ihre Gedichtinterpretationen mit metrischen Analysen einleiten oder Dramenanalysen mit der Beschreibung von Figurenkonstellationen beginnen, auch wenn diese Methoden zum Verständnis der Texte nichts beitragen. Bei solchen ritualisierten Praktiken handelt es sich, das wäre jedenfalls eine Erklärung dafür, um Brauchtum, das aus dem schulischen Literaturunterricht tradiert wird. Immer wieder jedenfalls wird beobachtet, dass der Literaturunterricht funktionslose Formanalysen hervorbringt: Es wird, mit anderen Worten, viel analysiert, aber für was diese Analysen eigentlich gut sind, ist unklar. Schon anders sähe die Sache aus, wenn solche Analysen von „Stolperstellen“ ausgingen, an denen Leser*innen vor wirklichen Problemen stehen. Ausgehend von beobachtbaren Probleme und echten Fragen an den Text ließen sich in einem nächsten Schritt Methoden wählen, die tatsächlich etwas zum Verständnis der Texte beitragen. Im Seminar sollen literarische Texte theoriegestützt daraufhin befragt werden, mit welchen Stolperstellen, Sackgassen und Verständnishürden Schüler*innen bei ihrer Lektüre konfrontiert sind und welche Analyse-Operationen und Arbeitsaufträge sich daran sinnvoll anschließen könnten. Die Studienleistung besteht in der theoriegestützten Konstruktion einer Lernaufgabe oder einer Aufgabensequenz zu einem literarischen Text.Hinweis zur MAP: Soll die Modulabschlussprüfung in diesem Seminar geschrieben werden, muss sie – abweichend von der regulären Abgabefrist am 30.09.24 – spätestens zum 15.09.24 eingereicht werden. Es kann nur der erste Prüfungszeitraum genutzt werden.
Zabka, Thomas (2012): Analyserituale und Lehrerüberzeugungen. Theoretische Untersuchung vermuteter Zusammenhänge. In: In: Pieper, Irene/Wieser, Dorothee (Hg.): Fachliches Wissen und literarisches Verstehen. Studien zu einer brisanten Relation. Frankfurt/M. [u.a.]: Peter Lang, S. 35-52.
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