Kommentar |
Queer Reading bezeichnet nicht eine einzige, klar definierte Methode, sondern ein Spektrum an heteronormativitätskritischen literaturwissenschaftlichen Ansätzen, Texte zu lesen und zu analysieren. Beim Queer Reading geht es weder um das Aufdecken der Homosexualität von Figuren und/oder Autor*innen noch um das Erkennen einer angeblich ‚wahren‘ Textbedeutung. Queer Reading ist mit der Methode des Close Readings vergleichbar, legt aber den Fokus auf nicht-heteronormative narrative Strukturen, Handlungsebenen, Motive und Figuren. Daraus ergeben sich übergeordnete Fragestellungen, die im Seminarverlauf diskutiert werden sollen, etwa: Kann jeder Text queer gelesen werden? Was sind textuelle Ansatzpunkte für ein Queer Reading? Welche Erkenntnisse können mit einem Queer Reading gewonnen werden? Ziel des Seminars ist, verschiedene Ansätze des Queer Reading kennenzulernen, in die germanistische Fachgeschichte einzuordnen und exemplarisch anzuwenden. Daneben wollen wir neuere Ansätze in den Blick nehmen, die Erkenntnisse der Intersektionalitätsforschung mit Queer Reading verbinden. Anhand sowohl kanonisierter als auch weniger bekannter Texte verschiedener Epochen und Gattungen etwa von Friedrich Schiller, Ingeborg Bachmann, Wolfgang Koeppen, Verena Stefan und Guy St. Louis werden die Potenziale und Grenzen der verschiedenen Ansätze diskutiert. Für die Seminarleistung werden abhängig vom Sitzungsthema verschiedene Formate angeboten: Thesenpapier, Expert*innengruppe (Gruppenpräsentation) und Forschungsbericht. Abweichender Abgabetermin MAP: 15.09.2024. |
Literatur |
Donald E. Hall: Queer Theories. Basingstoke 2003; Andreas Kraß: Queer lesen. Literaturgeschichte und Queer Theory. In: Gender Studies. Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Hrsg. von Caroline Rosenthal, Therese Frey Steffen, Anke Väth. Würzburg 2004. S. 233–248.
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