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Rache und ihre Gegenmittel. Konfigurationen in Theorie, Politik und Populärkultur - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 532846
Semester SoSe 2023 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 14:00 bis 16:00 wöch 20.04.2023 bis 14.07.2023  0.07 (Seminarraum)
Stockwerk: EG


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Pergamonpalais - Georgenstraße 47 (GEO 47)

Außenbereich nutzbar Innenbereich nutzbar Barrierearmes WC vorhanden Barrierearme Anreise mit ÖPNV möglich
  findet statt     45
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Köhne, Julia , PD PD Dr. phil. verantwortlich
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Kulturwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Kulturwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Rache gilt gemeinhin als archaisches und überkommenes Phänomen, das früheren Epochen menschlicher Gemeinschaft oder dem außereuropäischen bzw. nicht-westlichen Raum zugeordnet wird. Zugleich sind heutige Redeformen bezüglich konflikthafter interkultureller Auseinandersetzungen und international affairs auf dem großen politischen Parkett durchsetzt mit vielfältigen Rachemustern und -rhetoriken wie „Vergeltungsschlägen“, „Sanktionen“ und „Repressalien“, „Rachefeldzügen“, Akten des „Heimzahlens“ oder der „Sühne“, in deren Zeichen (staatliche) Gewalttaten und Kriege legitimiert werden.

Welche Verletzung ging der rächenden „Gegenverletzung“ (F. Nietzsche) voraus und welche wird ihr folgen? Auf welche soziale, kommunikative und emotionale Verbindung zwischen rächender und zu-schädigender Partei lassen Rachegefühle oder Racheakte schließen? Wie lässt sich der ökonomische Ausgleichsversuch zwischen den beiden Parteien, der auf einen vorgängigen Verlust, Verrat oder ein Unrecht reagiert, systematisch beschreiben? Wem gegenüber ist der rächende Part verpflichtet: sich selbst und/oder den Wünschen und Werten einer Nation, Gruppe, Gottheit oder (verstorbenen) Person?

Rachebeziehungen wurden in der Philosophie-, Dramen- und Theoriegeschichte in Assoziation mit Termini wie Austausch, Gabe und Schuld, Wiederherstellung und Wiedergutmachung besprochen (u.a. M. Foucault, S. Freud, R. Girard, B. Vinken); sie wurden als „Femegericht“, „Selbstjustiz“, „Blutfehde“ oder „Ehrenmord“ adressiert. In welchem Verhältnis steht Rache kultur- und rechtshistorisch zu Vorstellungen von Recht, Gerechtigkeit, Gerichtswesen und Rechtsstaatlichkeit und deren Grenzen? Welche Gegenmittel gegen Rachedynamiken kennen Kultur-, Politik- sowie psychologische Therapiegeschichte? Welche Haltung zur Rachelogik spiegeln Texte aus den heiligen Schriften der drei Buchreligionen wider (u.a. Christina von Braun)? Welchen Beitrag zur Rachekonfiguration leisten biblische Figuren wie Lilith, Samson oder der angeblich rächende Gott des Alten Testaments? Und welche Ideen für die Eindämmung von Rachespiralen liefern religiöse oder säkulare Gemeinschaften – durch Modelle wie Verzeihen, Vergeben, Reparation und Transformation (u.a. Pumla Gobodo-Madikizela, Transformative Justice), durch Anerkennung des Leids des ‚Anderen‘ oder, indem das Narrativ der Gegenseite studiert wird (z.B. Dan Bar-On)?

Im Projektseminar und dem dazugehörigen Colloquium werden grundlegende Texte der Rachetheoriegeschichte – aus Philosophie, Religionsgeschichte, Politikwissenschaft, Soziologie, Ethnologie, Psychologie/Psychoanalyse, Rechtsgeschichte – sowie einschlägige fiktionale Beispiele aus der Mythologie-, Dramen-, Literatur- und Filmgeschichte analysiert. Auf diese Weise werden unterschiedliche Modi und Formationen der Rache erarbeitet und deren poetologische, ästhetische und mediale Inszenierung erkundet (u.a. Analyse von musealen Ausstellungen, Podcasts, Spiel- und Dokumentarfilmen, etc.).

Ziel ist es, sich durch kulturhistorische Rückgriffe ein kritisches analytisches Instrumentarium anzueignen, mithilfe dessen aktuelle Konfigurationen racheorientierten Verhaltens auf individueller und kollektiver Ebene erkannt, eingeordnet und problematisiert werden können. Dabei soll eruiert werden, welche (destruktive und wissensproduktive) Funktion Rache in postmodernen demokratischen und anderen Gesellschaften übernimmt und was dieser präventiv entgegengehalten werden kann.

Als Projekt initiieren die Teilnehmenden Gespräche mit Expert*innen und Wissenschaftler*innen und präsentieren ihre eigenen Forschungsergebnisse in Form von Referaten, Podcasts, Dokumentarfilmen oder anderen multimedialen Artefakten.

Prüfung

Prüfungsformen: Referatsverschriftlichung, Hausarbeit, multimediale Präsentation (Film)

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2023. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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