Seminar 1: Sprachliche Diskriminierung an der Schule: Herausforderungen und Lösungswege
Schule ist Teil der Gesellschaft; im schulischen Kontext finden sich daher auch Einstellungen, Vorurteile und Ideologien, die in der Gesellschaft verbreitet sind. Eine besondere Herausforderung stellen dabei Einstellungen und Praktiken dar, die sprachliche Hegemonien begründen, die einer inklusiven Bildung im Weg stehen, etwa der monolingualer Habitus oder die in Deutschland stark ausgeprägte Standardsprachideologie. Wir diskutieren im Seminar, welche Probleme sich hieraus für die Schule ergeben und wie man diesen Herausforderungen im Unterricht begegnen kann. Auf dieser Grundlagen werden im Workshop-Format konkrete Lösungen für verschiedene Bereiche des Bildungssystems erarbeitet.
Literatur:
Brizić, Katharina (2023). Umgang mit sprachlicher Vielfalt. In: Ulrike Freywald & Heike Wiese (Hg.), Deutsche Sprache der Gegenwart. Metzler. Kap.3.
Mary, Latisha; Krüger, Ann-Birte, & Young, Andrea S. (Hg.) (2021), Migration, Multilingualism and Education. Critical Perspectives on Inclusion. Bristol: Multilingual Matters.
Gogolin, Ingrid (1994). Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule. Münster: Waxmann.
Wei (2021). Translanguaging as a political stance: implications for English language education. ELT Journal 76; 2: 172–18.
Wiese, Heike; Tracy, Rosemarie & Sennema, Anke (2020). Deutschpflicht auf dem Schulhof? Warum wir Mehrsprachigkeit brauchen. Duden-Debattenbuch. Berlin: Duden-Verlag.
Seminar 2, 3, 4: Nonstandard-Phänomene des Deutschen
Natürliche Sprachen sind wandelbar. Die Regeln einer Sprache verändern sich nicht nur mit der Zeit, Sprachen wie das Deutsche sind außerdem zu jedem Zeitpunkt ein Konglomerat von verwandten Varietäten und jede dieser Varietäten wird in unterschiedlichen Kommunikationssituationen unterschiedlich gebraucht. In diesem Seminar werden wir uns gebräuchliche morphosyntaktische Phänomene näher ansehen, von denen manche sagen würden, dass diese "falsch" oder "schlechtes Deutsch" sind, und im Zuge dessen der Frage nachgehen, was eine Standardvarietät ist und v.a. was das sogenannte "Standarddeutsch" eigentlich ist, das im Zuge des Deutschunterrichts vermittelt werden soll.
Seminar 5 und 6: Wahrnehmung sprachlicher Variation
Im Seminar beschäftigen wir uns mit sprachlicher Variation und wie diese in verschiedenen Kontexten wahrgenommen wird. Dazu befassen wir uns zunächst mit Konzepten wie Standardsprache und Standardsprachideologie. Anschließend werfen wir einerseits einen Blick auf funktionale und grammatische Eigenschaften von bestimmten sprachlichen Strukturen und andererseits auf empirische Studien zur Wahrnehmung von Variation. Hierbei diskutieren wir auch Auswirkungen und Implikationen für die Schule.
Seminar 7 und 8: Variation und Wandel im soziohistorischen Kontext
Sprachwandel und -variation sind sowohl durch inner- als auch außersprachliche Einflüsse bedingt, wobei in diesem Seminar insbesondere letztere im Vordergrund stehen werden. Zum einen ist Sprache ein zutiefst soziales Phänomen. Zum anderen ist Sprache ein historisches Phänomen, das sich in der zeitlichen Dimension stetig verändert. Soziolinguistische und historische Einflüsse haben somit über einen langen Zeitraum hinweg für die Ausprägung der heutigen deutschen Gegenwartssprache mit all ihren vielfältigen Ausformungen gesorgt.
In diesem Seminar sollen zunächst Grundlagen vermittelt und ein Überblick über die deutsche Sprachgeschichte gegeben werden. Im Anschluss daran werden wir Variation und Wandel im Sprachsystem näher betrachten sowie soziolinguistische Faktoren in den Blick nehmen, und zwar immer auch vor dem Hintergrund der sprachgeschichtlichen Entwicklungen. Hier sollen zudem konkrete Varietäten und Stile des Deutschen vorgestellt werden.
Das Lernziel des Seminars besteht im Wesentlichen darin, sprachliche Variation soziolinguistisch einordnen zu können und die Gegenwartsprache als etwas „Gewordenes“ und als Konglomerat vielfältiger Varietäten/Stile zu begreifen.
Seminar 9: Variation in Erwerbskontexten
Im Seminar befassen wir uns mit dem Phänomen sprachlicher Variation, insbesondere mit der Entstehung neuer Varietäten in multilingualen Kontexten. Im ersten Teil wollen wir klären, welche Faktoren Sprachvariation und Sprachwandel beeinflussen und wie sich unterschiedliche Varietäten und Register auszeichnen. Im zweiten Teil betrachten wir mögliche Transfereffekte aus Herkunftssprachen auf den Erwerb des Deutschen.
Seminar 10: Varianten und Alternativen in der Grammatik
„Die Sprache wird heute so schnell umgebildet, daß sie [...] verkommen und verlottert ist.“ schreibt Gustav Wustmann und benennt auch die Schuldigen: „Wo stammen sie denn her, die Deutschverderber der letzten vierzig Jahre, wenn nicht aus der deutschen Schule?“ Das war 1891. Im Jahr 2006 titelt Der Spiegel „Rettet dem Deutsch“ und Bastian Sick füllt Säle mit dem ‚Dativ, der dem Genitiv sein Tod ist’...
In dem Seminar werden wir uns eingehend mit grammatischem Wandel und Variation beschäftigen: Warum gebrauchen wir neben gewinkt auch gewunken, neben buk auch backte und neben zwei Pizzas auch Pizzen? Wie lassen sich die Formen systematisch erklären? Welche Faktoren bedingen ihren Gebrauch?
Ebenso stellt sich die Frage nach den Grenzen von Variation: Ausdrücke wie er erschrak vor dem Hund und der Hund erschreckte ihn oder man hat ihm einen Zahn gezogen, ihm wurde ein Zahn gezogen und er bekam einen Zahn gezogen werden wir als alternative sprachliche Perspektivierungen thematisieren…
Vor diesem Hintergrund werden wir das Konzept der Schulsprache beleuchten, den Fehlerbegriff differenzieren, den Umgang mit Variation in der Schule thematisieren und uns kritisch mit der Idee des Sprachverfalls beschäftigen.
Seminar 11: Berlinisch
Das Berlinische ist dialektologisch deshalb interessant, weil es sowohl Merkmale des Hoch- als auch des Niederdeutschen aufweist. Zugleich war die Entwicklung dieser Stadtsprache immer schon durch den Einfluss anderer Sprachen gekennzeichnet.
In dem Seminar sollen die wichtigsten lautlichen Veränderungen sowie syntaktische und lexikalische Besonderheiten besprochen werden. Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den linguistisch relevanten Phänomenen (II. Lautverschiebung, Monophthongierung, Diphthongierung, Partizipbildung der starken und schwachen Verben,…) wird daher vorausgesetzt. Die Bezugnahme auf die wichtigsten Etappen der stadtgeschichtlichen Entwicklung ist ebenso vorgesehen wie Überlegungen zur Auswahl und Vermittlung einzelner Aspekte im Unterricht. |