Gruppe 1: Religion und Säkularisierung in Deutschland
Welche Bedeutung hatte Religion in der modernen deutschen Gesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts, und wie veränderte sich diese Bedeutung im Zeitverlauf? Diese Fragen werden im Einführungskurs behandelt mit Fokus u.a. auf die Pluralisierung von Religion in der Einwanderungsgesellschaft, den Mitgliederschwund der Staatskirchen und Säkularisierungsprozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Christentum und sein Verhältnis zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wird im Zentrum stehen, aber auch Judentum und Islam werden zur Sprache kommen. Der Kurs führt in das Geschichtsstudium ein, indem an thematischen Beispielen methodische Grundprobleme historischen Arbeitens diskutiert werden.
Gruppe 2: Menschen und Tiere in der Moderne - eine Beziehungsgeschichte
Tiere spielen eine entscheidende Rolle in unserer Geschichte und Gegenwart. Sei es als Nutz-, Arbeits-, Haus-, Zoo- oder Labortier – ihr Beitrag für Wirtschaft, Handel, Industrie, Alltag und Gesundheit der Menschen ist bedeutend. Anhand der komplexen Beziehungen von Menschen und Tieren in der neueren und neuesten Geschichte führt die Lehrveranstaltung in die Grundlagen und Arbeitstechniken der Geschichtswissenschaften ein. Dabei werden methodische Fragen, Ansätze und Konzepte historischen Arbeitens am Beispiel eines sich dynamisch entwickelnden Forschungsfeldes vorgestellt und diskutiert.
Gruppe 3: Gutenberg & Co.: Medien und Medienwandel in der Frühen Neuzeit
In Listen der wichtigsten Erfindungen der Menschheit erscheint der Buchdruck mit beweglichen Lettern regelmäßig auf einem der vordersten Plätze. Im Vergleich zu vielen anderen bahnbrechenden Veränderung wie der Beherrschung des Feuers, der Entwicklung des Ackerbaus, der Entstehung von Schriftlichkeit und der Metallverarbeitung ist der um 1450 entstandene Buchdruck eine relative junge technologische Innovation. Historiker:innen halten diese Erfindung, die eng mit dem Namen Johannes Gutenberg verknüpft ist, für derart wichtig, dass sie gemeinhin als eine der zentralen Zäsuren gilt, welche die Moderne von vorhergehenden Epochen trennt. Der Buchdruck, so eine weit verbreitete These, habe die Verbreitung von Wissen beschleunigt und dieses weiteren Teilen der Menschheit zugänglich gemacht, als dies durch handschriftliche und mündliche Kommunikation möglich gewesen wäre. Die Rede ist hier von einer Kommunikationsrevolution, die vielfach auch als ein zentraler Faktor für die Dominanz Europas in der Welt genannt wird.
In diesem Einführungskurs werden wir uns eingehend mit dem Buchdruck und seiner Bedeutung in der europäischen Medienlandschaft in der sogenannten Frühen Neuzeit (ca. 1450–1800) beschäftigen, also den ersten Jahrhunderten nach seiner Entstehung. Anhand dieses Themas lernen Sie die Arbeit als Historiker:in kennen und erwerben erste praktische Erfahrungen im Umgang mit Forschungsliteratur und Primärquellen. Zudem üben Sie das schreiben wissenschaftlicher Texte, denn zentraler Bestandteil des Kurses ist eine etwa zehnseitige Seminararbeit, die Sie auf das Schreiben von Hausarbeiten am Institut für Geschichtswissenschaften vorbereitet.
Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischsprachiger Forschungsliteratur und Primärquellen ist Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss dieses Einführungskurses.
Gruppe 4: Umweltkrisen im 19. Jahrhundert
Bedrohungen durch Umweltkrisen sind gegenwärtig in aller Munde. Die damit einhergehenden Herausforderungen und Bewältigungsstrategien haben indes eine lange Geschichte. Das 19. Jahrhundert gilt gemeinhin als Epoche, in der sich die Menschen die Natur zunehmend untertan machten. Umso spannender ist die Frage nach einschneidenden Zäsuren wie Epidemien, Erdbeben oder Stürmen, die den Menschen die Fragilität der gesellschaftlichen Ordnung und ihre eigene Verletzungsanfälligkeit drastisch vor Augen führten. Wir blicken zurück in das 19. Jahrhundert und betrachten ausgewählte Umweltkrisen, die sich den Menschen damals stellten, und fragen nach den großen Linien eines sich immer weiter herausbildenden Umweltkrisenmanagements. Konzeptionelle Aspekte, was spezifisch Umweltkrise meint, nehmen wir dabei ebenso in den Blick wie Fragen nach Eigenheiten spezifischer Umweltkrisen.
Der Kurs führt zudem in Grundlagen der Geschichtswissenschaften ein. Dies umfasst spezifische Techniken, wie etwa die Recherche und das Zitieren wissenschaftlicher Literatur, ebenso wie die Diskussion von tragenden Säulen unseres Fachs, etwa die Frage nach der Bedeutung von Quellen für die historische Arbeit.
Gruppe 5: „Time is money" – Arbeit & Zeit in früher Neuzeit und Moderne
Sei es der Kampf der Arbeiterbewegung für den Achtstundentag, der Streik als temporäre Arbeitsniederlegung im Ringen um höhere Löhne, oder die inzwischen verstärkt geführten Diskussionen ums Home-Office und die Flexibilisierung der Arbeit – das Thema ‚Zeit' stand und steht im Zentrum der Auseinandersetzungen um die Organisation der Arbeit.
Während sich in der Moderne ein System konstanter Stunden etablierte, treffen wir in der Geschichte auf eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptionen von Zeit. Im Einführungskurs werden wir hierbei die enge Verbindung der verschiedenen Zeitvorstellungen zur jeweiligen sozialen Bestimmung der Arbeit nachverfolgen. Wir erkunden die Bandbreite der Zeitregime von Stadt, Land, Kirche und Händlern in der frühen Neuzeit und fragen schließlich nach den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sich ein System gleichförmiger Zeit im industriellen Zeitalter durchsetzen konnte. Außerdem wenden wir den Blick auf außereuropäische Räume und die Zeitvorstellungen indigener Gruppen, sowie auf die globale Homogenisierung der Zeit und ihre Kontrolle in kolonialen Kontexten.
Neben der inhaltlichen Beschäftigung vermittelt der Einführungskurs Grundlagen geschichtswissenschaftlichen Arbeitens. Neben verschiedenen methodischen Zugängen betrifft dies insbesondere den Umgang mit Forschungsliteratur und Quellen. Besonderes Augenmerk liegt auf der historischen Argumentation und dem Entwickeln von Fragestellungen.
Gruppe 6: Gesundheit und Gesellschaft: Gesundheitliche Ungleichheit in historischer Perspektive (1750–2000)
Das körperliche und psychische Befinden des Menschen ist untrennbar verbunden mit gesellschaftlichen Normen, ökonomischen Interessen und dem politischen Willen. Debatten über Impfpflicht und Triage, Schwangerschaftsabbruch, Pränataldiagnostik oder den Geschlechtseintrag im Pass führen vor Augen, dass Gesundheit kein Naturzustand ist, der unabhängig von der gesellschaftlichen Ordnung existiert. Im Laufe der Geschichte hingen der Gesundheitszustand einzelner Bevölkerungsgruppen, der Zugang zu medizinischer Behandlung und der Ausbruch und Verlauf von Krankheiten vielmehr zusammen mit ethnischer Zugehörigkeit (race), Geschlecht, Sexualität, Bildung und Beruf, Einkommen und Vermögen. Der Einführungskurs widmet sich dem Verhältnis von Gesundheit und Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert mit Schwerpunkt auf den Themen Epidemiologie, Kolonialmedizin, race, Reproduktion und AIDS. Wir befassen uns mit der politischen Geschichte des contact tracing, mit der Entdeckung der Sichelzellanämie, mit health activism und Wissenschaftskritik, fragen nach den geheimen Abtreibungsmitteln von Sklavinnen auf den Westindischen Inseln, historisieren den racial birth-weight gap in den USA und untersuchen im Blick auf Gelbfieber und Malaria die Verknüpfung von Medizin, Militär und Technologie. Der geographische Fokus liegt auf den USA, der Karibik, Großbritannien und Deutschland. Wir lesen Klassiker und Neuerscheinungen; die Kurslektüre ist bis auf wenige Ausnahmen englischsprachig.
Gruppe 7: Parlamentarismus im 19. und 20. Jahrhundert
Parlamente bilden einen Kernbestandteil von Demokratien. Doch sie sind aus autoritären politischen Systemen heraus entstanden. Das Seminar gibt nicht nur einen Überblick über die turbulente Entwicklung des deutschen Parlamentarismus im 19. und 20. Jahrhundert. Es blickt auch auf die Kultur des Parlaments, die soziale Zusammensetzung und die Regeln des Hauses: Was es heißt, wenn Abgeordnete "aus dem Fenster heraus" sprechen, was ein Rede- und was ein Arbeitsparlament ist, und wie die Parlamente „funktionierten“, wird hier ebenso Beachtung finden. Das Seminar wird über diese Themen rund um das Parlament und den Parlamentarismus in die methodischen Grundlagen der Geschichtswissenschaften und die politische Geschichte Deutschlands einführen.
Gruppe 8: Nation und Imperium. Theorien und Erklärungsversuche
In dem Einführungskurs werden wir uns mit grundlegenden Texten zu den Phänomenen Nation und Imperium beschäftigen. Wir werden auf die lange Tradition dieser Kategorien blicken und anhand historiographischer und theoretischer Texte gemeinsam darüber nachdenken, was damit alles gemeint sein kann und was nicht und welche Folgen sie zeitigten.
Neben der inhaltlichen Arbeit vermittelt der Kurs Grundlagen des geschichtswissenschaftlichen Studiums: Dazu gehören die Recherche und das ordentliche Zitieren, das Auffinden von und das Arbeiten mit historischen Quellen, das Entwickeln von Fragestellungen und Thesen und schließlich das Verfassen wissenschaftlicher Texte.
Gruppe 9/10: Wege zur Demokratie im Europa des 20. Jahrhunderts
Mit dem Revolutionsjahr 1789 nahmen in Europa Stück um Stück Bewegungen an Fahrt auf, die auf eine Teilhabe der Bevölkerung an den Staatsgeschäften abzielten. Dieser Einführungskurs geht an Beispielen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts der Frage nach, wie sich der Übergang von vordemokratischen zu demokratischen Systemen gestaltete. Nebenbei dient der Kurs, wie alle, dem Erlernen historischer Arbeitsmethoden.
Gruppe 11: Nation und Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert |