Wie kaum eine andere Kamera ist ‚die Leica‘ zum Mythos geworden. Zwar war die Leica I nicht die erste 35 mm Kamera, zum Zeitpunkt ihres Erscheinens auf dem Markt im Jahr 1925 trafen ihre fotografischen Möglichkeiten von Schnelligkeit und Spontanität jedoch in besonderer Weise den Zeitgeist einer beschleunigten Moderne.
Mit den Vorgängern der Kleinbildkameras, schweren und unhandlichen Plattenkameras, bedeutete Fotografieren häufig eher ein Inszenieren von Realität im Sinne sorgsam komponierter Gruppenfotos oder Fotografien zeigten bevorzugt unbewegte Objekte. Die Erfindung einer handlichen Kamera im Manteltaschenformat mit einem Hochleistungsobjektiv, leiser Mechanik und kurzer Verschlusszeit ermöglichte plötzlich ganz neue Einsatzmöglichkeiten, Motive und Perspektiven. Dank ihrer Erschwinglichkeit, einfacher Bedienung und der Möglichkeit seriellen Fotografierens durch die Verwendung von Filmrollen wurde die Leica nicht nur von namhaften Akteur*innen des Fotojournalismus, Künstler*innen und Modefotograf*innen begeistert aufgenommen, sondern auch von Hobbyfotograf*innen.
Ausgehend vom Kameramodell der Leica I soll im Seminar dieser Paradigmenwechsel in der Fotogeschichte in den Blick genommen werden. Denn die Geschichte der Fotografie ist immer auch die Geschichte von Technologien und damit eine Geschichte der Kamera(s) und deren Entwicklung und Gebrauch.
Im Rahmen des Seminars wollen wir uns anhand einzelner Vertreter*innen und teils ikonisch gewordener Bildbeispiele unterschiedlichen thematischen Kapiteln der Leica-Fotografie zuwenden wie dem Fotojournalismus, der Amateurfotografie, künstlerischen Strömungen wie dem ‚Neue Sehen‘, Streetphotography oder Modefotografie.
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