Kommentar |
Der (so genannte) Computer wurde weder an einem bestimmten Ort noch einem konkreten Zeitpunkt erfunden – er bildet vielmehr einen technischen Kondensationspunkt vielfältiger kultureller Diskurse und Dispositive. Selbst als jene Maschinen, die “Digitalcomputer” genannt werden, etwa zeitgleich in drei verschiedenen Ländern das Licht der Welt erblickten, gab es schon längst andere Apparate, wie Analogrechner, Logikmaschinen und Rechenautomaten, die Vorläufer oder Alternativen darstellen. Insofern kann die Rolle deutscher Theoretiker und Ingenieure nur im Kontext einer Epistemologie verstanden werden, die verstreut über die Jahrhunderte zurück bis in die griechische Antike reicht. Vor diesem Hintergrund sollen im Seminar Ideen und Erfindungen, die in Deutschland aufgegriffen, weiterentwickelt und in technische Apparate kondensierten, in einem umfänglicheren historischen, epistemologischen und technologischen Rahmen diskutiert werden – mit Hilfe der Methode der Medien- und Computerarchäologie. In jeder Sitzung wird hierzu ein spezifischer “Knoten” innerhalb des Diskursnetzes, das sich auch über fünf “Deutschländer” (vom späten 18. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre) erstreckt, fokussiert, um die Theorien, Technologien, Praktiken und Politiken der Computer und des Computing in ihren Kontexten zu studieren.
Diskussionsgrundlage für jede Seminarsitzung ist ein wissenschaftlicher Text sowie ein studentisches Referat. Sofern das Sitzungsthema ein Gerät betrifft, wird dieses “hands-on” vorgestellt (real oder als Emulation). Alle benötigten Materialien werden vom Dozenten online zur Verfügung gestellt. Vorkenntnisse (Technik, Mathematik, Programmierung o.ä.) sind für eine Teilnahme nicht notwendig, wohl aber sollten die Teilnehmer:innen offen gegenüber diesen Themen sein. |