Kommentar |
Musik dient oftmals als eine primäre Quelle, über welche Menschen Identität schaffen und aufrechterhalten - sei es die persönliche Identität, eine kulturelle oder nationale Identität. Dabei hat Musik maßgeblich Auswirkungen darauf, wie wir über die Welt um uns herum denken, ebenso wie sie unsere persönlichen Ansichtsweisen und Wahrnehmungen beeinflussen kann. Nicht selten gestalten wir sogar unser soziales Umfeld - unsere Freund:innen, Familie, Peers - anhand gemeinsamer Vorlieben für bestimmte Musikstile, Künstler:innen sowie deren musikalisch vermittelte Wertevorstellungen. Darüberhinaus kann Musik, das Mitwirken in einer bestimmten Szene oder Subkultur auch als Katalysator dienen. So formt bzw. beeinflusst sie beispielsweise das Verhältnis einzelner Szenen und deren Akteur:innen zur Gesellschaft, lässt diese Machtstrukturen hinterfragen und in manchen Fällen sogar Wünsche zu Veränderungen formulieren. Im Zuge des Seminars werden wir uns daher intensiv damit beschäftigen, in welchem Verhältnis populäre Musik zu Kultur, Politik und insbesondere zur Konstruktion von Identität steht: Wie und auf welche Weise nutzen Menschen populäre Musik, um die eigene Zugehörigkeit - beispielsweise zu einer Szene, zu einer Subkultur, zu einer Minderheit/ ethnischen Gruppe o.ä. - zu signalisieren oder Abgrenzungen zu anderen aufzuzeigen? Inwiefern reflektiert Musik dabei Erfahrungen von Zugehörigkeit und Differenz oder kreiert diese gar erst? Wie verhalten sich in diesem Zusammenhang popkulturelle Bilder und Narrative (z.B. in Bezug auf class, race, gender, Nationalität, Alter) im Spannungsfeld von kultureller Globalisierung und Lokalisierung? In welcher Weise wirken ggfs. auch digitale Medien verändernd auf die (bisherige) Praxis und das Denken über Sozialisierungs- bzw. Konstruktionsprozesse von Identität? Der erste Teil des Seminars wird Einblicke in die verschiedenen kulturwissenschaftlich geprägten Diskurse der Popular Music Studies zur Untersuchung der Beziehung von populärer Musik und kultureller Identität geben, damit wir uns in der zweiten Hälfte fokussiert mit einigen Fallbeispielen auseinandersetzen können. |
Literatur |
Born, Geogina: Mediation Theory. In: Shepherd, John; Devine, Kyle: The Routledge Reader on the Sociology of Music. New York: Routledge, 2015.
Connell, John; Gibson, Chris: Sound Tracks. Popular Music, Identity and Place. London: Psychology Press, 2003.
Eisenstadt, Shmuel Noah: Die Konstruktion nationaler Identitäten in vergleichender Perspektive. In: Giesen, Bernhard (Hrsg.): Kulturelle und nationale Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Neuzeit. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1992, S. 21-38.
Hall, Stuart; Du Gay, Paul (Hrsg): The Question of Cultural identity. London: Sage, 1996.
Helms, Dietrich; Phleps, Thomas (Hrsg.): Ware Inszenierungen – Performance, Vermarktung und Authentizität in der populären Musik. Bielefeld: transcript, 2013.
Hitzler, Ronald; Niederbacher, Arne: Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. Wiesbaden: VS Verlag, 2010.
Holt, Fabian: Genre in Popular Music. Chicago and London: University of Chicago Press, 2007.
Rösing, Helmut: Populäre Musik und kulturelle Identität: Acht Thesen. In: Phleps, Thomas (Hrsg.): Heimatlose Klänge?. Karben: CODA-Verlag 2002, S. 11-34.
Stokes, Martin: Music and the Global Order, 2004 In: Biddle, Ian: Music and Identity Politics. New edition. Aldershot: Ashgate, 2012.
Straw, Will. 1991. “Systems of Articulation, Logics of Change: Communities and Scenes in Popular Music.” Cultural Studies 5 (3): 368–88. doi:10.1080/0950238910049 |