Kommentar |
Die Annahme, dass legitime Macht grundsätzlich vom Volk sanktioniert wird, ist heute in demokratischen Gesellschaften selbstverständlich. Zugleich ist Volkssouveränität eine mehr oder weniger abstrakte Kategorie. In Momenten der Krise jedoch wird die Frage nach der Repräsentation virulent und in der Bildpublizistik in der Regel im Modus von Opfer, Märtyrer und Held verhandelt. In der Kunst ist die Darstellung des Volkes als realer Akteur häufig weniger eindeutig. Doch gerade weil sie auf ästhetischer und figurativer Verdichtung beruht, nimmt sie im Prozess der Verbildlichung eine besondere Rolle ein, vor allem wenn sie zum Zweck der öffentlichen Erinnerung und Selbstverständigung in Auftrag gegeben, ausgestellt oder verbreitet wird. Ziel des Seminars ist es, einschlägige künstlerische Verbildlichungsstrategien zusammen mit historischen und staatsrechtlichen Debatten von Volkssouveränität zu diskutieren. Dadurch wird nicht nur eine neue Perspektive auf eine Gruppe von prominenten Kunstwerken eröffnet, die in dieser Weise noch nicht zusammen gesehen und analysiert wurden, sondern auch der Versuch unternommen, systematisch Möglichkeiten und Grenzen der Visualisierung von Volkssouveränität auszuloten. |
Literatur |
Annette Graczyk (Hg.), Das Volk. Abbild, Konstruktion, Phantasma, Berlin, 1996; Detlef Horster (Hg.), Die Krise der politischen Repräsentation, Weilerswist, 2008; Friedrich Balke, Figuren der Souveränität, München, 2009 |