Kommentar |
Zeithorizonte von Gesellschaften, ihre Vergangenheit und Zukunft, sind nicht einfach nur gegeben, sondern unterliegen ihrerseits der Zeitlichkeit und dem historischen Wandel. Ausgehend von den Zeitvorstellungen und temporalen Strukturen moderner Gesellschaften einerseits, ethnologisch erforschter primordialer Gesellschaften anderseits sollen „Erfahrungsräume“ und „Erwartungshorizonte“ (Koselleck) sowie die damit verbundenen Vorstellungen von der Relation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft („Fortschritt“, Konstanz, Teleologie, Niedergang) im antiken Griechenland behandelt werden. Im Zentrum stehen die Autoren Homer, Herodot, Thukydides, Aristoteles und Polybios. Abschließend soll ein kurzer Vergleich mit den Temporalstrukturen anderer „hochkultureller“ Gesellschaften (Alter Orient, China, Japan) versucht werden. Ziel der Übung ist, die Vorstellungen von Zeit, Vergangenheit und Zukunft als Indikatoren sozialer Komplexität und realhistorischen gesellschaftlichen Wandels im antiken Griechenland zu deuten. - Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, das griechische Alphabet zu lernen. |
Literatur |
Koselleck, Reinhart, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ - zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979, 349-375; Luhmann, Niklas, Weltzeit und Systemgeschichte. Über Beziehungen zwischen Zeithorizonten und sozialen Strukturen gesellschaftlicher Systeme, in: ders., Soziologische Aufklärung 2, Opladen 1975, 103-133; Müller, Klaus E., "Prähistorisches" Geschichtsbewußtsein. Versuch einer ethnologischen Strukturbestimmung, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 269-295; Meister, Klaus, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u.a. 1990; Meier, Christian, Ein antikes Äquivalent des Fortschrittsgedankens: Das “Könnens-Bewußtsein” des 5. Jahrhunderts v. Chr., in: ders., Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, Frankfurt am Main 1980, 435-499; Rüsen, Jörn, Theoretische Zugänge zum interkulturellen Vergleich historischen Denkens, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Die Vielfalt der Kulturen (Erinnerung, Geschichte, Identität 4), Frankfurt am Main 1998, 37-73. |
Bemerkung |
Ausgleichsberechtigte Studierende wenden sich zur bevorzugten Platzvergabe per E-Mail mit einem Nachweis der Ausgleichsberechtigung an die Studienkoordinationsstelle Geschichte. Ausschlussfrist für die Geltendmachung von Ausgleichsberechtigungen ist der letzte Tag der zentralen Frist, 16 Uhr. Textnachrichten in AGNES werden hingegen nicht gelesen!
Hinweis zu digitalen Lehre im Wintersemester 2020/21: Die Übung wird – nach einer einleitenden Zoom-Videokonferenz - voraussichtlich asynchron, als durch Email-Kommunikation und Videos unterstütztes Selbststudium stattfinden. |