Kommentar |
Entgegen dem landläufigen Narrativ, HipHop sei dominiert von einer Hypermaskulinität, die sich in überzogenen Gangster-Images oder misogynen und homophoben Haltungen manifestiert, haben Frauen seit jeher einen integralen Part Rap-Geschichte gespielt - auch in deutschsprachiger Rap-Musik. Sei es durch ihre Rap-Skills, ihre Fähigkeiten zu schreiben, die lyrischen Inhalte ihrer Tracks, die Art sich selbst zu inszenieren - weibliche Szeneakteur*innen dekonstruieren aktiv marginalisierte oder objektifizierte Positionen, die ihnen zugewiesen werden.
Im deutschsprachigen Kontext errungen jüngst in einer rasanten Entwicklung immer mehr nicht-weiße und/oder queere (weibliche) Protagonist*innen Sichtbarkeit im Rapgeschäft. Künstlerinnen wie Hayiti, Juju, Ebow oder Eunique diversifizieren den Deutschrap. Sie transformieren nicht nur gender-Aspekte, sondern greifen auch Klischees von class und race an.
Im Zuge des Seminars befassen wir uns mit der Konstruktion von weiblichen sowie queeren Identitäten im deutschsprachigen Rap. Wir arbeiten uns in die aktuellen Diskussionen zum Thema Rap, Feminismus und Identität ein. Dabei untersuchen wir aus intersektionaler Perspektive Performance und Rezeption postmigrantischer Szeneakteurinnen.
Mittels theoretischer Zugänge aus u.a. den Popular Music Studies, Female HipHop Studies, Performance Studies, Gender Studies und Postcolonial Studies, widmen wir uns dem musikalischen Schaffen weiblicher* Akteurinnen in der deutschsprachigen Szene. Wir analysieren, auf welche Weise es diesen Rapperinnen gelingt, Rollenbilder für sich umzudeuten. Wir reflektieren die Konstruktion von Gender und ethnischer Identität innerhalb der hiesigen postmigrantischen Gesellschaft und fragen darüber hinaus, wie diese im Zusammenhang steht mit der afro-diasporischen Kultur des HipHop (cultural appreciation vs. cultural appropriation). Das Seminar eignet sich für Szenekenner*innen ebenso wie für „HipHop-/Rap-Laien“. |
Literatur |
- Androutsopoulos, Jannis (2003): HipHop. Globale Kultur – Lokale Praktik. Bielefeld.
- Bock, Karin; Meier, Stefan; Süß, Gunter (Hrsg.) (2007): Hip Hop meets Academia. Globale Spuren eines lokalen KulturphäBielefeld.
- Dietrich, Marc (Hg.) (2016):Rap im 21. Jahrhundert. Eine (Sub-)Kultur im Wandel.
- Durham, Aisha S. (2014): Home with Hip Hop Feminism: Performances in Communication and Culture. New York.
- Gruber, Johannes (2017): Performative Lyrik und lyrische Performance. Profilbildung im deutschen Rap. Bielefeld.
- Güler Saied, Ayla (2012): Rap in Deutschland. Bielefeld.
- Hornscheidt, Lann (2012): feministische w_orte. ein lern- und handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, gender studies und feministischer linguistik. Frankfurt a.M..
- Jeffries, Michael P. (2010): Thug life: Race, Gender, and the Meaning of HipHop.
- Klein, Gabriele; Friedrich, Malte (2003): Is this real? Die Kultur des Hiphop. Frankfurt a.M..
- Menrath, Stefanie (2001): Represent what...: Performativität von Identitäten im HipHop. Hamburg.
- Morgan, Joan (1999): When Chickenheads Come Home to Roost. A Hip-Hop Feminist Breaks It Down. New York.
- Morgan, Joan (2015): Why We Get Off: Moving Towards a Black Feminist Politics of Pleasure. In: The Black Scholar 45 (4), S. 36-46.
- Riegel, Christine, Geisen, Thomas (Hrsg.) (2010): Jugend, Zugehörigkeit und Migration. Subjektpositionierung im Kontext von Jugendkultur, Ethnizitäts- und Geschlechterkonstruktionen. Wiesbaden.
- Rose, Tricia (2008): The Hip Hop Wars: What We Talk About When We Talk About Hip Hop - and Why It Matters. New York.
- Şahin, Reyhan (2019): Yalla, Feminismus!. Stuttgart.
- Schischmanjan, Anjela; Wünsch, Michaela (2007): Female Hiphop. Realness, Roots und Rap Models.
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