Kommentar |
Elija hat eine prominente Rolle unter den Vorschriftpropheten. Er gilt – wie sein programmatischer Name "Mein Gott ist YHWH" bereits impliziert – als Vorkämpfer für den Monotheismus (1 Kön 18), als Wundertäter und Regenmacher (1 Kön 17–18), als einer, der als Prophet den König in die Schranken weist (1 Kön 21; 2 Kön 1), aber auch in gewissen Momenten an seiner Berufung verzweifelt (1 Kön 19). Von keinem anderen Propheten wird im Alten Testament eine Himmelfahrt berichtet, Elija hingegen entschwindet auf feurigem Wagen. Er kehrt am jüngsten Tag zurück und führt die zerrissenen Generationen wieder zusammen (Mal 3,23). Im Neuen Testament ist Elija Vorbote des Messias (Mt 11,14; 17,10–11 u.ö.), Sterbehelfer (Mk 15,35–36) und er erscheint mit Mose in der Verklärungsszene auf dem Tabor (Lk 9,28–36). Kein anderer Prophet hat eine solche Wirkungsgeschichte, kein anderer Prophet ein so schillerndes und vielfältiges Erscheinungsbild wie der mit Fellmantel bekleidete Elija. Die Figur ist ausgespannt zwischen dem sensiblen und gebrochenen Charakter und dem fundamentalistischen Eiferer, der sein "YHWH-allein-Programm" ggf. auch mit Gewaltakten forciert (1 Kön 18,40). Elija wird Diener Gottes, Gottesmann und Prophet genannt und trägt damit nahezu das gesamte Spektrum der in der Prophetie verfügbaren Titel. In der Figur Elijas verdichtet sich sichtbar die Vorschriftprophetie und vieles der Prophetie lässt sich an Elija exemplarisch zeigen: Sozialkritik, politische Parteinahme, Visionen, Schulbildung, Wunder, Weissagungen, Ablehnung, Abhängigkeit vom Wort Gottes, Gotteseifer und Einsatz für die Tora u.v.a.m. Es ist eine Gestalt, der man sich stellen muss. Ein einzig-artiger Prophet, wahrhaft einzig und gar nicht artig.
Das Proseminar gibt am Beispiel der Elijaerzählungen (1 Kön 17–2 Kön 2) einen Einblick in synchrone und diachrone exegetische Methoden. Dabei werden nicht nur die sprach- und literaturwissenschaftlichen Grundlagen der Bibelauslegung vermittelt und exegetische Grundbegriffe geklärt, sondern auch die einzelnen Methodenschritte der historisch-kritischen Exegese (Textabgrenzung, Text-, Literar-, Form-, Gattungs-, Motiv-, Überlieferungs-, Traditions- und Redaktionskritik) dargestellt, praktisch eingeübt und kritisch reflektiert. Ziel ist ein wissenschaftlich adäquater, eigenständiger Umgang mit biblischen Texten. Auch zur Benutzung von exegetischen Hilfsmitteln wird angeleitet werden. |
Literatur |
Albertz, Rainer, Elia. Ein feuriger Kämper für Gott (Biblische Gestalten 13), Leipzig 2006.
Hieke, Thomas/Schöning, Benedikt, Methoden alttestamentlicher Exegese, Darmstadt 2017.
Kreuzer, Siegfried u.a., Proseminar I. Altes Testament. Ein Arbeitsbuch, 2. überarb. und erw. Auflage, Stuttgart 2005. Steck, Odil Hannes, Exegese des Alten Testaments, 14. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1999. |