Kommentar |
Den Wörtern mit deskriptiver Bedeutung steht das ikonische und affektive Vokabular gegenüber. Im Falle von Ikonizität ist eine Similaritätsbeziehung zwischen sprachlichen Zeichen einerseits und Konzepten andererseits gegeben. Von den unterschiedlichen Formen werden Phonästheme behandelt: „Phonaesthemes [...] are frequently recurring sound-meaning pairings that are not clearly contrastive morphemes.“ (Bergen 2004: 290). Ein deutsches Phonästhem ist /‑ᴐpf/ in Hopf(en), Knopf, Kropf, Propf(en), Schopf, Stopf(en), Topf, Tropf(en), Zopf, Wörter die alle das semantische Merkmal ,rundlich‘ aufweisen, teilweise auch das Merkmal ,büschelartig‘ (Frikke 2010: 77). Zu den ikonischen Wörtern gehören auch affektive Wörter des Typs engl. piss gegenüber pee. Denn Wörter mit kurzen Vokalen und zischenden Sibilanten zeigen einen höheren Grad von Arousal (Grad der Aktivierung des zentralen Nervensytems), hier negative Assoziationen. Da die Kommunikation von Affekten als ein primäres Merkmal der menschlichen Kommunikation gilt, können sich also Affektivität und Ikonizität gegenseitig bedingen (Aryani et. al. 2018). Ein Beispiel sind ferner Wörter mit *gg, dd, bb im Nord- und Westgermanischen; vgl. kindersprachliches anord. krobbi ,Körper‘. Derartige Geminaten werden auch lautgesetzlich erklärt, doch liegt die Annahme von Phonästhemen näher, was zu überprüfen ist.
In welcher Weise ein Zusammenhang und Ikonizität und Affektivität besteht, soll in der Veranstaltung anhand von einschlägigen Wörtern aus dem heutigen Deutsch oder älteren Sprachstufen mit Hilfe von Online-Wörterbüchern untersucht werden. Für die Bestimmung des Grades von Arousal stehen Ressourcen wie die Berlin Affective Word List und Affective Norms (Stuttgart) zur Verfügung. Eine Aufgabenstellung (Moodle) mit einem theoretischen und praktischen Teil (Wortanalysen) erfolgt alle 14 Tage (Beginn 4.11.). |
Literatur |
Aryani A., Conrad M., Schmidtke D., Jacobs A. (2018): Why ‚piss‘ is ruder than ‚pee‘? The role of sound in affective meaning making. PLoS ONE 13 (6): e0198430.
Bergen, Benjamin K. (2004): The psychological reality of phonaesthemes. Language 80,2: 291-311.
Fricke, Ellen (2010): Phonaestheme, Kinaestheme und multimodale Grammatik. Sprache und Literatur 41: 69–88.
Lühr Rosemarie (1988): Expressivität und Lautgesetzt im Germanischen. Heidelberg: Winter. |