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COVID-19: Biopolitik in Zeiten von Neoliberalismus und Ausnahmezustand (de luxe) - Detailseite

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  • Online Belegung noch nicht möglich oder bereits abgeschlossen
Grunddaten
Veranstaltungsart Projektseminar Veranstaltungsnummer 51709
Semester SoSe 2020 SWS 4
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Digital

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 10:00 bis 14:00 wöch 408 (Seminarraum)
Stockwerk: 4. OG


Institutsgebäude - Mohrenstraße 40/41 (MO 40)

  findet statt    
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Personen
Zugeordnete Personen Zuständigkeit
Nadim, Tahani, Professorin, Dr.
Rogalla von Bieberstein, Alice , Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Europäische Ethnologie
Inhalt
Kommentar

Das neoliberale Regieren der letzten Jahrzehnte hat auch die Biopolitik nachhaltig verändert, weg von einer engmaschigen disziplinären Kontrolle und Normalisierung hin zur individualisierten Selbstvorsorge und einem privatisierten Risikomanagement. Verändert hat sich im Zuge dieser Wandlungen auch die Rolle von Wissenschaft und Expertise innerhalb der öffentlichen Ordnung. Neoliberale Staatsführung äußert sich aber nicht nur in einer Rücknahme von Investitionen in die sozialen Versicherungssysteme (darunter auch das Gesundheitswesen, Stichwort ‚Fallpauschale’) und der Ausweitung prekärer Arbeitsverhältnisse. Der dadurch entstehenden Unsicherheit und Instabilität wird in der Regel mit dem Ausbau exekutiver Macht und staatlicher Repression begegnet. Die aktuelle Coronavirus Pandemie verdeutlicht jedoch nicht nur die divergenten politischen und sozialen Kosten neoliberaler Staatsführung, sondern zeigt auch Disparitäten in der Konstitution von „Bios“, also „Leben“, auf (Menschenleben, Gesellschaftsleben, das Virus als Lebewesen).  

 

Das Projektseminar wird sich also dem gegenwärtigen (biopolitischem) Ausnahmezustand widmen und durch ethnographische Forschungsarbeit in Zeiten von ‚social distancing’ verschiedene Entwicklungen beobachten, dokumentieren und analysieren. Zunächst stellt sich dabei grundlegend die Frage, wie sich die Pandemie und damit verbundene Maßnahmen und Reaktionen im Kontext von Biopolitik und Neoliberalismus verstehen lassen. Dieser überspannenden Frage wollen wir anhand mehrerer Teilbereiche nachgehen:

 

  • Notstandsregierung: Welche Maßnahmen werden ergriffen als direkte Reaktion auf die Pandemie und welcher Logik folgen diese? Wie werden Verantwortlichkeiten verteilt? Wo wird wie eingegriffen und wo nicht? Was passiert alles im Namen von Gesundheitsschutz? Welche politischen Möglichkeiten ergeben sich (eg. Verstaatlichung), die in anderen Fällen (eg Klimanotstand) abgewehrt wurden und werden? Welche Maßnahmen werden in anderen Politikbereichen getroffen und mit welchen Konsequenzen (z.B. Weitergabe von Handydaten, Aussetzung der humanitären Aufnahme von Flüchtlingen)? Was sind die Mikropolitiken der Ausnahme?
  • Öffentlichkeit und Expertise: wie verändert sich Öffentlichkeit in Zeiten der Pandemie? Wie wird Wissen generiert, geteilt und vermittelt? Welche wissenschaftlichen Praktiken (z.B. Simulation, Vorhersage) erleben Konjunktur; welche Expertise ist gefragt und welche Rolle kommt ihr zu? Wie verhält es sich mit dem Bedürfnis nach Gewissheit als Grundlage für politisches und soziales Handeln, genährt durch datengespeiste Echtzeitsimulationen der Ausbreitung, und dem Fortbestehen von Unsicherheit und Ungewissheit? Wie wird im Alltag mit der Unsicherheit umgegangen und ein Verständnis der Pandemie generiert?
  • Produktive und reproduktive Arbeit: wie wirkt sich die Pandemie und die getroffenen Maßnahmen auf die (kapitalistische) Produktion und die Arbeitswelt aus? Wie wird ‚Systemrelevanz’ definiert? Welche Form nimmt Prekarität an? Wie werden gesundheitliche Risiken verteilt? Welchen Arbeitsmärkten kommt die Krise zugute? Welche Entwicklungen werden begünstigt? Welche Möglichkeiten ergeben sich? Was für Kämpfe treten auf? Was passiert mit reproduktiver Arbeit in Zeiten von ‚social distancing’ und Schulschließungen? Wie wird Sorgearbeit verteilt und (neu) bewertet? Was sind die gesellschaftlichen, emotionalen, affektiven Auswirkungen von ‚social distancing’? Was sind die Technologien der Fürsorge, wenn körperliche Intimität risikobehaftet ist? An welche strukturellen Bedingungen sind Selbstversorgung und Selbstfürsorge geknüpft? Was heißt es dieser Tage überhaupt, ein ‚Zuhause’ zu haben, und was, wenn dieses ‚Zuhause’ ein Camp, das Gefängnis oder die Straße ist? Welchen Schutz verspricht das ‚Zuhause’ und welche neuen Gefahren birgt es? Wie wird ‚Verantwortung’ begriffen und welche moralischen Diskurse entstehen? Welche neuen Formen der Solidarität und Teilhabe entstehen?

 

Ein Großteil der Lektüre wird auf Englisch sein. Falls ihr die Absicht habt, das Projektseminar zu belegen, bitte meldet euch per Email so bald wie möglich bei Alice von Bieberstein: alice.bieberstein@hu-berlin.de.

 

 

Literatur

Folgt

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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