Kommentar |
Über die Ästhetik der Demokratie nachzudenken heißt zum einen, sich über Fragen der Repräsentation Gedanken zu machen. Welche Darstellung findet der demokratische Anspruch der allgemeinen Gleichheit und Freiheit, und inwiefern birgt die Entscheidung für eine bestimmte Form zugleich immer auch Ausschluss und Abgrenzung in sich? Zum anderen macht eine Ästhetik der Demokratie die Analyse der Teilhabe nötig. Wer kann in welcher Form an einem Ereignis teilnehmen und sich kritisch dazu ins Verhältnis setzen? Die Kunst- und Bildgeschichte ist methodisch und konzeptuell bestens ausgestattet, Formen der Repräsentation und Prozesse sinnlicher Teilhabe zu analysieren. Im Rahmen dieser Vorlesung sollen die beiden Pole anhand der Analyse von Kunstwerken, Bildpraktiken und öffentlichen Erfahrungsräumen nachvollzogen werden. Die Vorlesung wird den Zeitraum um 1800 bis in die Gegenwart umfassen und damit der These nachgehen, dass eine Kunstgeschichte der Moderne sich notwendig zur Geschichte der Demokratie – ihren historischen Grundlagen, Hoffnungen und Krisen – kritisch ins Verhältnis setzen muss. |
Literatur |
Ariella Azoulay, Death’s showcase: the power of image in contemporary democracy, Cambridge 2001; Dies., The civil contract of photography, New York 2008; David Breslin/Darby English (Hg.), Art history and emergency: crises in the visual arts and humanities, Williamstown/New Haven 2016; T.J. Clark, Image of the People: Gustave Courbet and the 1848 Revolution, London 1973; Leonard Emmerling (Hg.), Politik der Kunst: über Möglichkeiten, das Ästhetische politisch zu denken, Bielefeld 2016; Uwe Lewitzky, Kunst für Alle? Kunst im öffentlichen Raum zwischen Partizipation, Intervention und neuer Urbanität, Bielefeld 2005; Rebecca Zorach (Hg.), Art Against the Law, Chicago 2014. |