Das Verständnis von Kunstrezeption hat verschiedene Konjunkturen durchlaufen: von der Entdeckung über die Erziehung bis hin zur propagierten Ermächtigung der Kunstbetrachter*innen. Die Kunstrezipierenden wurden dabei als ehrfürchtig Erstarrte, hofierte Konsument*innen oder (heraus)geforderte Prosument*innen gedacht.
In diesem Seminar soll es darum gehen, welche Paradigmen der Kunstbetrachtung in den letzten Jahrzehnten vorherrschend waren und welche davon noch immer wirkmächtig sind. Was prägt unsere Vorstellung davon, wie man sich als Ausstellungsbesucher*in einem Kunstwerk gegenüber zu verhalten hat? Welche (teils normativen) Implikationen werden dabei im Subtext mittransportiert, vor welchem Hintergrund haben sich diese herausgebildet und werden sie immer wieder neu verhandelt?
In den Sitzungen des Seminars sollen diese Fragen vor dem Hintergrund der Lektüre und Diskussion von Texten zu paradigmatischen Konzepten der Kunstrezeption (wie Kontemplation, Partizipation, Distinktion, ...) gemeinsam erörtert werden.
Schließlich soll – auch im Rahmen der abschließenden Seminararbeit – der Blick scharf gestellt werden auf exemplarische Äußerungen und Praktiken von Kunstbetrachter*innen, Akteur*innen des Kunstbetriebs oder auf populärkulturelle Phänomene. Zentral ist dabei die Frage, inwiefern diese Beispiele als manifestierte Vorstellungen idealer Kunstbetrachtung gelesen werden können und welche historischen und rezenten Paradigmen dahinter stehen. |