Kommentar |
Mit den aktuellen Debatten um Inklusion, Missbrauch, Benachteiligung und Diskriminierung treten zunehmend Erfahrungen der Vulnerabilität in pädagogischen Verhältnissen in den Vordergrund. Mit dem Begriff der Vulnerabilität werden Phänomene wie Verletzbarkeit, Verwundbarkeit, Abhängigkeit, Sterblichkeit und Endlichkeit nicht mehr als Makel oder Schwäche, sondern als unhintergehbare Rückseite der Debatten um Resilienz, Empowerment, Kompetenz, Anerkennung und Emanzipation gesehen. Vulnerabilität verweist gleichermaßen auf soziale und ethische wie auf körperliche und leibliche Grundlagen pädagogischer Verhältnisse, die nunmehr im Kontext von Heteronomie, Passivität und Exposition verstanden werden. Zudem werden sie in den postkolonialen Debatten um Geschlecht, Behinderung und Migration als produktiver Hintergrund einer (macht-)kritischen Theorie der Bildung und Erziehung gesehen. In diesem Seminar sollen zunächst bildungs- und erziehungstheoretische Aspekte einer Theorie des pädagogischen Verhältnisses diskutiert werden. Dabei kommen sowohl traditionelle Bestimmungen des pädagogischen Bezuges als auch aktuelle zur Sprache. In einem zweiten Schritt werden diese unter der Perspektive der Vulnerabilität, Passivität und Sozialität aufgenommen und für eine Neubestimmung pädagogischer Verhältnisse fruchtbar gemacht. |